Ein Auftakt mit Schrecken: Blitzschnell war der Mann in der braun-schwarzen Outdoor-Jacke hinter der Limousine des Staatsoberhaupts aufgetaucht und hatte Wurfgeschosse quer über das Auto geschleudert. Zwei Eier fanden ihr Ziel: Eines traf Bundespräsident Christian Wulff an seiner Anzugjacke, das andere landete auf der Hose von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

Wiesbaden. Ein Auftakt mit Schrecken: Blitzschnell war der Mann in der braun-schwarzen Outdoor-Jacke hinter der Limousine des Staatsoberhaupts aufgetaucht und hatte Wurfgeschosse quer über das Auto geschleudert. Zwei Eier fanden ihr Ziel: Eines traf Bundespräsident Christian Wulff an seiner Anzugjacke, das andere landete auf der Hose von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Wulff reagierte in Wiesbaden gelassen: „Da hat jemand wohl einen Faible für Bundespräsidenten“, sagte der 51-Jährige, und fügte hinzu: „Wir haben ja bald Ostern, da passt das ja.“

Wulff stattete Hessen am Donnerstag seinen Antrittsbesuch ab. Auf dem Programm standen der Besuch des Wiesbadener Landtags und Rathauses, Treffen mit Ehrenamtlichen und das Verleihen von Bundesverdienstkreuzen. Nach dem Eierwurf gleich zu Beginn verschwand der Präsident aber erst einmal schnell im Landtag – um nur wenige Minuten später, bekleidet mit einem frischen Jackett, wieder herauszukommen.

Sicherheitsvorkehrungen nicht verschärft

„Wir sollten die Sache nicht überbewerten“, sagte Wulff, und betonte gleich, nein die Sicherheitsvorkehrungen würden nicht verschärft: „Ich möchte Kontakt zu den Bürgern haben, da kann man auch mal von einem Ei getroffen werden“. Es sei „toll, dass so viele hier sind“, freute sich der Präsident mit Blick auf die einige Hundert Passanten. Wenn jemand so um Aufmerksamkeit heischen müsse, „ist das eher zu bedauern“, fügte er mit Blick auf den Eierwerfer hinzu.

Dieser stellte sich als bekannte Person heraus: Bereits im Oktober 2007 hatte der 48 Jahre alte Deutsch-Rumäne aus Offenbach Bundespräsident Horst Köhler vor der Frankfurter Paulskirche umklammert. Anfang Februar war er dafür zur Ableistung von 40 Arbeitsstunden verurteilt worden. Wulff sagte, offenbar gebe es hier jemand, der jedes Mal mithilfe von Bundespräsidenten in die Medien zu kommen versuche. „Das hätte man vorher wissen können“, ließ er dann leise Kritik anklingen.

Wulff will „Menschen für die Politik gewinnen“

Danach widmete sich der Präsident unbeeindruckt wieder seinem Besuchsprogramm, posierte lächelnd mit rund 40 jungen Besucherinnen des Girl's Days und traf sich mit etwa 25 Abgeordneten des hessischen Landtags zum Plausch. Er habe „eine erfreuliche Ernsthaftigkeit und Fröhlichkeit“ bei den Parlamentariern angetroffen, berichtete Wulff. Das Parlament sei ja „die Herzkammer der Demokratie“, ihm selbst ein Anliegen, wie man wieder mehr Menschen für die Politik gewinnen könne. „Da hat es interessante Anregungen gegeben“, sagte Wulff.

Der Präsident hat seine Amtszeit unter das Motto Integration und Zusammenhalt in der Gesellschaft gestellt. Auch beim Empfang mit Ehrenamtlichen und behinderten Menschen im Wiesbadener Rathaus betonte Wulff, wie sehr ihm dieses Thema am Herzen liegt: „Ich möchte Sie ermutigen, das weiter zu machen“, sagte Wulff: „Wir brauchen Sie als Vorbilder. Sie geben unsere Gesellschaft ein menschliches Gesicht.“ Und während der Landtag über die Einführung von islamischem Religionsunterricht diskutierte, betonte Wulff, Deutschland brauche die klügsten Köpfe, jeder müsse sich hier willkommen fühlen.

Ehrung in Vilbel-Dortelweil

Eine besondere Ehrung wurde dann in Bad Vilbel-Dortelweil drei anderen ehrenamtlich Tätigen zuteil: Wulff ehrte die frühere Dressurreiterin und jetzige Unicef-Botschafterin Ann Kathrin Linsenhoff, den stellvertretende Bürgermeister von Bad Soden, Klaus Plösser (CDU) sowie die Mitbegründerin der Caritas Familienhilfe St. Peter aus Heppenheim, Hedwig Schneider, mit dem Bundesverdienstkreuz. Es war eine besondere Auszeichnung, verleiht der Präsident die Ehrenkreuze sonst doch nur an seinem Amtssitz.

Den Grund für die Abweichung kannten zwei Frauen im Saal ganz genau: Vor 60 Jahren erhielt ihr Vater Franz Brandl das erste Bundesverdienstkreuz in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland für die Rettung von zwei Bergwerkskumpeln. „Es ist aufregend und eine große Ehre, hier heute dabei zu sein“, sagte Ute Fey, und ihre Schwester ergänzte, der im Januar 2008 gestorbene Vater habe ihnen vorgeführt, „dass man für andere da ist.“ Diese Botschaft war ganz im Sinne des Bundespräsidenten: „Ich hoffe, Sie sehen das nicht als Abschluss Ihrer Tätigkeit“, sagte Wulff den Geehrten, „sondern als Ermutigung weiter zu machen.“