Am Mittwoch erschoss ein junger Mann zwei US-Soldaten am Frankfurter Flughafen. Die Videokameras am Tatort sollen kaputt gewesen sein.

Berlin/Frankfurt. Eine Panne am Tatort erschwert nach einem Zeitungsbericht die Aufklärung des Mordanschlags am Frankfurter Flughafen mit zwei toten US-Soldaten. Wie die Zeitung „Die Welt“ (Montag) schreibt, war die Videoüberwachung des Flughafenbereichs defekt, in dem der 21 Jahre alte Arid Uka am Mittwoch um sich schoss. Der Vater des Schützen entschuldigte sich bei den Amerikanern für die Tat. Angesicht des wohl islamistisch motivierten Anschlags gibt es Forderungen nach einer härteren Gangart gegen Hassprediger. Arid Uka hatte zwei US-Soldaten getötet und zwei weitere schwer verletzt. Die „Welt“ berichtet unter Berufung auf Sicherheitskreise, es gebe keine Bilder von der Tat. Die Generalbundesanwaltschaft als ermittelnde Behörde wollte sich dazu in dem Blatt nicht äußern. Eine Flughafensprecherin wollte den Bericht auf dpa-Anfrage ebenfalls nicht kommentieren und verwies auf die Generalbundesanwaltschaft.

Die besten Gesetze zur Überwachung öffentlicher Gebäude und Plätze nützten nichts, wenn die Anlagen nicht gingen, kritisietre der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach in der „Welt". .Der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz sagte: „Der Frankfurter Flughafen ist unter Sicherheitsgesichtspunkten ein sehr exponierter Ort. Da müssen wir besonders gut sein.“ Es stelle sich die Frage, ob die Sicherheit der US-Soldaten auf dem Flughafen hinreichend organisiert sei. Die beiden getöteten US-Soldaten wurden am Wochenende in die USA geflogen. Das Flugzeug startete am Samstag im pfälzischen Ramstein, wie eine Sprecherin der US-Luftwaffenbasis Ramstein einen Bericht des Südwestrundfunks (SWR) bestätigte. Einer der beiden erschossenen Amerikaner war in Ramstein stationiert, der andere in England. Der Vater des Schützen sagte der „Bild am Sonntag“:„Ich kann nicht fassen, was passiert ist. Ich bin schockiert. Er habe keine Erklärung für die Taten. „Es tut mir leid!“ Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte in „Handelsblatt Online“, die Sicherheitsbehörden bräuchten „erheblich tiefere Einblicke in die Arbeit muslimischer Organisationen“. Die meisten Organisationen seien friedlicher Natur und wollten religiöses Leben für die Gläubigen gestalten. „Aber es existieren in diesen Gemeinden eben auch diejenigen, die Tod und Verderben predigen und unsere freiheitliche Ordnung bekämpfen wollen“, sagte Wendt.

Der niedersächsische Innenministers Uwe Schünemann (CDU) regte einen besseren Austausch zwischen Behörden und muslimischen Organisationen an. Er sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Hier sind die Moscheegemeinden in der Pflicht, deutlich häufiger Hinweise auf mögliche Fanatiker in ihren Reihen zu geben.“ (dpa/abendblatt.de)

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Vor allem mit zwei sehr ernst zu nehmenden Lehren müssen die Politik und Sicherheitskräfte nach dem ersten Attentat in Deutschland mit islamistischem Hintergrund umgehen: Zum einen lassen sich Anschläge trotz Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen, Bahnhöfen oder Regierungsgebäuden nicht verhindern. Eine freie Gesellschaft hat keine Schutzimpfung gegen den Terror.

Besonders aber die zweite Erkenntnis aus der Bluttat am Frankfurter Flughafen zeigt, wie schwer der Kampf gegen den Terror ist: Der Täter Arid U. war ein fanatischer Einzeltäter. Wer alleine in den "Heiligen Krieg" zieht, hinterlässt kaum Spuren. Es gibt für die Ermittler wenig Kommunikation per E-Mail oder Telefon. Überwachung von radikalen Islamisten wird umso schwieriger, je weniger sie Gruppen angeschlossen sind. Arid U. radikalisierte sich in wenigen Wochen. Seine Parolen verbreitete er nur im Netz. Doch für Terror-Fahnder ist eine Moschee leichter zu überwachen als das Internet. Das wissen auch Fanatiker wie Arid U. Sie sind die Achillesferse im Kampf gegen den Terror. (cu)