Berlin. Der Angriff war scharf, der Konter ist es auch. Nach einem Brandbrief des ehemaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering an den aktuellen Parteichef Sigmar Gabriel hat sich dieser gegen die Kritik seines Vorgängers gewehrt. Gabriel sprach von "Unterstellungen" Münteferings, der die SPD vor dem geplanten Kurswechsel bei der Rente mit 67 gewarnt hatte. Ebenfalls in einem Brief wies Gabriel auf die derzeit "völlig unzureichende" Lage für ältere Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt hin, berichtete der "Tagesspiegel".

Müntefering hatte zuvor seine Partei vor Korrekturen bei der Altersvorsorge gewarnt. Die Dynamik zur Erhöhung des Rentenalters dürfe jetzt nicht unterbrochen werden, forderte Müntefering, der die umstrittene Reform in der Großen Koalition und in der SPD durchgesetzt hatte. Der neuen Parteiführung warf Müntefering vor, die SPD-Rentenposition aus parteitaktischen Gründen verändern zu wollen.

Am Montag will das Präsidium und eine Woche später der Parteivorstand über die neue Linie entscheiden. Die SPD-Führung hatte sich auf einen Kompromiss verständigt, wonach die Rente mit 67 nicht schon 2012, sondern erst dann eingeführt wird, wenn mindestens die Hälfte der 60- bis 64-Jährigen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat. Derzeit liegt diese Quote bei unter 25 Prozent.