Wer kann nach der Rücktrittswelle die Plätze in der Parteispitze übernehmen? In Berlin wird jetzt schon heftig spekuliert.

Berlin. In der CDU wird nach der Rückzugsankündigung von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust immer intensiver darüber diskutiert, wer nach dem Verlust von insgesamt sechs starken Ministerpräsidenten in die Führung der Bundespartei aufrücken soll.

Dabei geht es nicht allein um die Neubesetzung von drei der insgesamt vier Stellvertreterposten im Bundesvorstand. Gesucht wird vielmehr nach Leuten, die Hoffnungsträgerpotenzial haben, denen zugetraut wird, eines Tages selber die CDU anzuführen, wenn Angela Merkel den Parteivorsitz abgeben will. Im Konrad-Adenauer-Haus erwartet man nach Abendblatt-Informationen in den kommenden Wochen konkrete Personalvorschläge aus den Landesverbänden. Die Blicke richten sich dabei insbesondere nach Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, da Roland Koch und Jürgen Rüttgers nicht noch einmal antreten und auch für Christian Wulff ein Nachfolger gefunden werden muss - als Bundespräsident ist er zur Überparteilichkeit verpflichtet. Wulffs Nachfolger in Hannover, David McAllister, hatte sich vor Kurzem im Abendblatt für Arbeitsministerin Ursula von der Leyen als Merkel-Stellvertreterin ausgesprochen . Doch gibt es in der CDU weiter Hinweise, dass McAllister den Sprung zum stellvertretenden Parteivorsitzenden selbst machen will. Auch in anderen Landesverbänden sähe man einen Aufstieg des 39-Jährigen mit Wohlwollen - er gilt als versierter Repräsentant einer jungen CDU-Generation, der die klassischen Werte der Partei hochhält, ohne unmodern zu wirken.

Aus Hessen könnte statt Koch dessen designierter Nachfolger, der Innenminister Volker Bouffier, 58, an die Parteispitze aufrücken. Der Law-and-Order-Mann erfreut sich auf dem konservativen Parteiflügel Sympathien, wartet aber wohl auf ein Signal Merkels, dass sie seine Kandidatur unterstützt.

Mehr Hoffnungsträgerpotenzial als Bouffier, der jahrelang im Schatten Kochs agierte, wird indes dem neuen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Stefan Mappus, 44, zugeschrieben. Der machtbewusste Liberalkonservative hat mit sich noch viel vor, scheut aber derzeit davor zurück, Bildungsministerin Annette Schavan, die ebenfalls aus Baden-Württemberg stammt, ihren Posten als Vizechefin streitig zu machen. Gewinnt er 2011 die Landtagswahl in Baden-Württemberg, so avanciert er aber ohnehin automatisch zum Schwergewicht seiner Partei, lautet die Lesart.

Noch unübersichtlich ist die Situation im größten CDU-Landesverband Nordrhein-Westfalen. Wahrscheinlichster Kandidat aus NRW ist derzeit Ex-Integrationsminister Armin Laschet, 49, da er die größten Aussichten hat, dort neuer Landesvorsitzender zu werden. Doch auch Umweltminister Norbert Röttgen, der ebenfalls aus NRW stammt, werden weiter Ambitionen auf den Vizevorsitz nachgesagt.

Als sei das alles nicht schon Rochade genug, muss die CDU im November auch noch einen neuen Schatzmeister wählen. Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" will Kanzleramtsminister Eckart von Klaeden nicht erneut für dieses Amt kandidieren.

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