Wenig Nachwuchslehrer, schlechtes Image: Das Pädagogen-Studium soll nun mit einer Exzellenzinitiative gestärkt werden.

Berlin. Das sind keine guten Aussichten - und schon gar nicht für den Norden. Allein in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern wird bis zum Jahr 2020 nur etwas mehr als die Hälfte der frei werdenden Lehrerstellen besetzt werden können: Rund 7200 Nachwuchspädagogen werden bis dahin benötigt - doch mit nur 4000 kann nach einer Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung gerechnet werden. Auch bundesweit sieht es düster aus: Bis 2020 werden rund 460.000 Lehrer in den Ruhestand gehen, allein 300 000 bis 2015. Rund 26 000 Nachwuchslehrer werden aber nur pro Jahr ausgebildet. Das reicht nicht aus, um die entstehende Lücke zu füllen.

Doch nicht nur diese Tatsache ist Grund dafür, dass der Bund viel Geld für die bessere Ausbildung von Pädagogen in Hand nehmen will. "Der Lehrerberuf hat sich in den letzten Jahrzehnten gewaltig verändert", sagte Marcus Weinberg , Hamburger CDU-Chef und zuständiger Berichterstatter im Bildungsausschuss des Bundestages, dem Abendblatt. "Die sozialen Strukturen haben sich verändert, die Schülerschaft ist viel heterogener, vor allem in den Städten, wo es viele Zuwanderer gibt." Es sei wichtig, diesen Herausforderungen in der Ausbildung gerecht zu werden, betonte der Abgeordnete, "auch auf Exzellenzniveau". Man wisse aus vielen Studien, "dass die Kompetenz der Lehrer ganz maßgeblich auch die Unterrichtsqualität bestimmt".

Schon vor Monaten hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) deshalb eine "Exzellenzinitiative Lehrerbildung" angekündigt. Die Fraktionen der Regierungsparteien Union und FDP haben die Pläne unter anderem unter Weinbergs Federführung nun in ersten Eckpunkten konkretisiert, die dem Abendblatt vorliegen. Demnach ist ein Wettbewerb geplant, in dem sich die Hochschulen um eine Fördersumme von insgesamt 16 Millionen Euro im Jahr bewerben sollen. Davon könnten zehn bis 16 sogenannte Zukunftskonzepte gefördert werden, mit denen die Lehrerbildung an den Unis vorbildlich durchgeführt wird. "Ziel ist eine substanzielle Qualitätssteigerung der Lehrerbildung sowie nationale Sichtbarmachung der Einrichtung als Leuchtturm der Lehrerbildung", heißt es in dem Papier.

"Annette Schavan: Vergleichbare Abschlüsse sind überfällig"

"Wir wollen die Hochschulen motivieren und unterstützen, sich um Exzellenz in der Lehrerausbildung zu kümmern", sagte der forschungspolitische Sprecher der FDP, Martin Neumann, dem Abendblatt. Auch er hat an dem Entwurf mitgeschrieben - ebenso wie seine Parteikollegin, die Hamburger Abgeordnete Sylvia Canel. "Momentan haben die Fakultäten, die sich an den Unis um die Lehrerausbildung kümmern, meistens eine eher nachrangige Stellung. Dem Lehrerberuf kommt dort nicht die Bedeutung zu, die er eigentlich haben müsste", so Neumann.

Dass sich die Unis einem Wettbewerb stellen müssen und nicht nach anderen Kriterien ausgewählt werden, hat einen bestimmten Grund: "Durch den Wettbewerb investieren wir in die Hochschulen, die auch die besten Konzepte haben. Das Geld kommt dann da an, wo es auch sinnvoll eingesetzt wird", erklärte Weinberg. Interessierte Unis müssen etwa nachweisen, dass die Lehrerbildung bei ihnen entweder ein "profilbildendes Element" ist oder noch werden soll. Zudem soll "eine langfristige und nachhaltige Strategie" entwickelt werden - auf neuestem Stand der Forschung in den Fächern, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften, wie es in dem Papier heißt.

Im Norden hat CDU-Politiker Weinberg dabei auch die Hamburger Uni im Blick. Sie sei bei der Lehrerbildung im nationalen Vergleich schon jetzt sehr gut aufgestellt. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Programm für sie interessant ist." Die Förderung ist laut Entwurf jeweils für fünf Jahre vorgesehen - eventuell kann sie auch um weitere fünf Jahre bei einer zweiten Auswahlrunde verlängert werden.

+++ Gute Lehrer, guter Unterricht +++

Dabei soll es jedoch nicht nur ums Geld gehen, sondern darum, "das Thema in der Gesellschaft neu zu beleuchten", betonte Neumann. "Wir brauchen gute Bewerber für das Lehrerstudium, wir brauchen Qualität und eine entsprechende Berücksichtigung der Lehramtsstudenten in den Hochschulen. Mit dem Exzellenz-Wettbewerb wollen wir dazu eine Anregung geben." Neben der Nachwuchsgewinnung und der Aufwertung des Berufs sollen die Bemühungen jedoch auch bei den Schülern ankommen: "Entscheidend ist, dass die Studenten die neuen Erkenntnisse und Methoden, die sie an den Unis lernen, dann auch mit in die Praxis und in die Klassenzimmer nehmen", so Weinberg. "Es wird zum Teil noch methodisch traditionell unterrichtet - aufgrund der neuen Herausforderungen ist das heute oft nicht mehr zeitgemäß."

In der kommenden Woche wird das Papier in einem Fachgespräch diskutiert und soll möglichst bald umgesetzt werden. "Es ist wichtig, den Prozess jetzt anzustoßen, um den zu erwartenden Lehrermangel in einigen Jahren abzufedern", betonte Neumann. "Wir müssen uns anstrengen."