Berlin. Antisemitismus ist in Deutschland nach wie vor weit verbreitet. Er basiere auf Vorurteilen, tief verwurzelten Klischees und schlichtem Unwissen über Juden und Judentum, heißt es in dem gestern in Berlin von einer unabhängigen Expertenkommission vorgestellten Antisemitismusbericht. Danach sind rund 20 Prozent der Deutschen "latent antisemitisch" und ist Rechtsextremismus nach wie vor der "wichtigste politische Träger" für Antisemitismus in Deutschland. Mehr als 90 Prozent aller antisemitischen Straftaten würden durch Träger aus dem rechtsextremistischen Spektrum begangen, heißt es in dem Bericht.

Ein erhebliches Gefahrenpotenzial sehen die Experten inzwischen auch im Islamismus. Sie forderten dringend Untersuchungen, inwieweit über islamistische Gruppen auch unter in Deutschland lebenden Muslimen Judenfeindlichkeit verbreitet werde.

Kritik übte die Expertenkommission an den Bundesprogrammen zur Förderung einer demokratischen Kultur. Diese seien verbesserungswürdig. So gebe es keine "umfassende Strategie zur Bekämpfung des Antisemitismus".

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, nannte es "alarmierend", dass die Bundesrepublik höhere Werte bei der Verbreitung antisemitischer Einstellungen erreiche als Großbritannien, Niederlande und Frankreich.