Sympathie verspielt

Das Verhalten des Bundespräsidenten ist unentschuldbar. Wenn Kreispolitiker das Ortsblättchen manipulieren, ist das nicht in Ordnung, aber dass Wulff als Bundespräsident Journalisten beschimpft, zeigt, dass der Mann jeden Realitätsbezug verloren hat. Jeder Geschäftsführer eines Saunaklubs verhält sich umsichtiger. Ich schäme mich, dass dieser Mann unser Land nach außen vertritt - im Inneren hat er wohl schon jede Sympathie verspielt.

Holger Reiners

Panikreaktion

Die Telefonate des Herrn Wulff sind weder seltsam noch ein Angriff auf die Pressefreiheit: Sie sind die bemitleidenswerte Panikreaktion eines Menschen, den sein Gewissen gestellt hat, als er fürchten musste, sich seinem Tun stellen zu müssen. Das hat ihm als Strafe sicher gereicht. Da wir ihn ja doch noch ernähren müssen, mag er gern Bundespräsident bleiben. Das Amt fordert die Erledigung einer Fülle nützlicher Aufgaben, für deren gute Erledigung man nicht die Qualifikation zum Wanderprediger in Sachen Ethik haben muss. Beschädigt hat er doch nur sich.

Dr. Uwe J. Petersen

Chance vertan

Diese Misere um Wulff wäre uns bei der Wahl von Joachim Gauck ins Bundespräsidentenamt erspart geblieben.

Inge Foerster-Baldenius

Nicht mehr tragbar

Die Pressefreiheit ist eines der höchsten Güter unseres Grundgesetzes. Wer sie missbraucht, der greift die Demokratie an. Ein Bundespräsident, der das Grundgesetz missachtet und damit die Demokratie infrage stellt, ist nicht mehr tragbar.

E. Wrage

Machtkalkül

Jetzt rächt sich, dass Frau Merkel einen Kandidaten durchgesetzt hat, der nur in den Kategorien Macht, Einfluss, Taktik, Kalkül zu Hause ist. Wulff gelingt es nicht, sich von diesen Denkmustern zu trennen, denn er hat als Politiker nichts anderes gelernt. Die Staatsräson gebietet es nun, ihn aus dem Amt zu entfernen, damit er keinen weiteren Schaden anrichten kann. Er hat gegen seinen Amtseid verstoßen. Wünschenswert wäre ein Nachfolger, der mit geistiger und moralischer Kompetenz dem Amt wieder jene Würde zurückgibt, die es nach dem Grundgesetz innehat.

Eckhard Schölling

Heiliger im Amt

Wir haben einen Bundespräsidenten, der menschliche Züge wie Temperamentsausbrüche und Wunsch nach Privatsphäre zeigt. Wollen wir lieber einen Roboter? Deutscher Ordnungssinn und Aufklärungswahn treiben hier seltsame Blüten, und die Presse spielt sich gern als Richter auf. Solange unser Präsident, der ja ohnehin über wenig Macht verfügt, seine repräsentativen Aufgaben gewissenhaft wahrnimmt, sollten wir ihn als durchaus fehlbaren Menschen respektieren. Wer will denn einen unangreifbaren, makellosen Heiligen in diesem Amt?

Christiane Mielck-Retzdorff

Ungeeignet

Erschien uns Wulff vor seinen Anrufen bei der Presse "nur" unklug, unkorrekt, unersättlich, unglaubwürdig, so wirkt er jetzt unverschämt, unbeherrscht, unüberlegt, ungeeignet - kurz untragbar.

Johannes Haller

Fehlverhalten

Es wäre gut, den Bundespräsidenten daran zu erinnern, warum die Pressefreiheit einen so herausgehobenen Platz im Grundgesetz hat: Wer als Demokrat zu einer Wahl aufgerufen ist, muss wissen, wie es um den Kandidaten bestellt ist. Woher soll er dieses Wissen beziehen? Durch die Medien. Und diese müssen recherchieren und berichten. Das ist ein Baustein für das Fundament unserer Demokratie. Das bedeutet aber auch, dass ein Versuch, eine Berichterstattung zu verhindern, ein gravierendes Fehlverhalten darstellt.

Kurt Kroymann