Die Hacker-Gruppierung Anonymous nimmt auf einer neuen Internetseite Rechtsextreme ins Visier. Die Untergruppe „Operation Blitzkrieg“ startete dafür im Netz das Portal „nazi-leaks.net“. In der rechtsextremen Szene herrscht Verunsicherung.

Berlin. Anonymus nimmt die Unterstützer der rechtsextremen Szene ins Visier: Eine Untergruppe des Hacker-Kollektivs veröffentlichte unter dem Titel „Operation Blitzkrieg“ gehacktes Materieal von Organisationen und Marken, die der rechten Szene nahe stehen. Auf dem Internet-Protal „Nazi-Leaks“ werden dazu unter anderem Kundendaten der Modemarke Thor Steinar veröffentlicht. Auch vertrauliches Material aus den Datennetzen der Rechtsaußen Postille-"Junge Freiheit“ werden im Netz veröffentlicht. Der bislang größte Coup der Hacker: Auf der Seite wurden am Montag NPD-Spendenlisten mit Klarnamen und Adressen sowie ganze E-Mails – teilweise auch aus früheren „Leaks“ veröffentlicht.

Die Hacker von Anonymous haben diverse Ziele. Mit vielen Attacken machen sie auf mangelhaften Datenschutz aufmerksam. Sie kämpfen aber auch gegen Scientology, Gegner der Homosexualität und Rechtsextreme Anonymous hat außerdem zum Jahresbeginn offenbar mehrere rechtsextremistische Internet-Seiten blockiert. Nachdem die Untergruppe „Operation Blitzkrieg“ zu Attacken aufgerufen hatte, wurden die Neonazi-Plattform Altermedia Deutschland, das NPD-Parteiorgan „Deutsche Stimme“ und der DS-Versand lahmgelegt.

Per Twitter-Meldung wünschten die Hacker „allen Nazis und vor allem Altermedia einen guten Start ins neue Jahr“. Gleichzeitig legten sie die Seite den kompletten Vormittag über lahm. Zwar ist sie jetzt wieder zu erreichen, doch immer wieder erhielten Nutzer beim Ansteuern der Seite eine Fehlermeldung. Die „Deutsche Stimme“ und der Online-Versandhandel für Neonazi-Accessoires DS-Versand blieben indes zunächst offline. Altermedia Deutschland wurde bislang aus Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern betrieben. Der Administrator Axel Möller sitzt seit Anfang Dezember 2011 wegen Volksverhetzung, Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole, Beleidigung, Aufruf zu Straftaten und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener in Haft.

In der rechtsextremen Szene herrschte unterdessen Verunsicherung vor. „Operation Blitzkrieg hat wieder einmal zugeschlagen“, hieß es etwa von einem anonymen Nutzer im Forum von „Thiazi“, worauf ein anderer entgegnete: „Da werden noch ein paar folgen fürchte ich.“ Teilweise wurde dazu aufgerufen, die von Anonymous veröffentlichten Listen nach Bekannten zu durchforsten, um diese sodann gegen die Hacker aufzuhetzen.

Altermedia sei ein „bedeutendes Sprachrohr der rechtsextremen Szene“, hatte Oberstaatsanwalt Andreas Gärtner im Prozess gesagt. Möllers Seite wird seitdem jedoch offensichtlich von Dritten weiter aktualisiert. Auch die Hacker-Angriffe von Sonntag und Montag werden offenbar von Nachfolgern Möllers bekämpft: Auch Altermedia war am Montag mal on- mal offline. (dapd)