Das gepanzerte Fahrzeug der Bundeswehr ist im Unruhedistrikt Char Darah von einem am Straßenrand versteckten Sprengsatz getroffen worden.

Potsdam/Kandahar. Bei einem Anschlag auf einen Bundeswehr-Konvoi im Norden Afghanistans sind am Sonntag zwei deutsche Soldaten verletzt worden, einer von ihnen schwer. Beide sollten nach Deutschland gebracht werden. Der Anschlag mit einem versteckten Sprengsatz habe sich etwa zehn Kilometer westlich der Stadt Kundus ereignet, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Der afghanische Präsident Hamid Karsai bat die Bevölkerung von Kandahar im Kampf gegen die Taliban um Hilfe.

Bei dem Anschlag am Vormittag (07.30 Uhr MESZ) sei ein gepanzertes Bundeswehrfahrzeug beschädigt worden, sagte der Sprecher. Der schwer verletzte Soldat wurde im Rettungszentrum des Feldlagers von Kundus versorgt, weitere Angaben zu seinem Zustand machte die Bundeswehr zunächst nicht.

Bei Anschlägen waren am Sonnabend in verschiedenen Teilen des Landes bereits drei NATO-Soldaten getötet worden, unter ihnen ein Pole und ein Brite. In nur einer Woche starben damit 30 Soldaten der internationalen Truppen. Bei zwei Anschlägen in der südlichen Unruheprovinz Kandahar wurden sechs afghanische Polizisten getötet.

Bei einem gemeinsamen Besuch mit ISAF-Oberbefehlshaber Stanley McChrystal in der Stadt Kandahar wandte sich Karsai an hunderte Stammesvertreter und Bürger, um zum Kampf gegen die Taliban aufzurufen. „Momentan ist das Leben in Kandahar ein sehr schlechtes Leben, wir können aber schrittweise Fortschritte erzielen“, sagte Karsai. „Ich muss die Säuberungsaktion gegen den Feind beginnen. Wir brauchen Ihre Hilfe und Unterstützung.“

Die Provinz Kandahar und vor allem ihre gleichnamige Hauptstadt sind Hochburgen der Taliban, dort gibt es immer wieder blutige Anschläge. Am Mittwoch tötete ein Selbstmordattentäter in der Provinz 50 Gäste einer Hochzeitsgesellschaft.

Die NATO und afghanische Truppen befinden sich in der Region seit Wochen in der ersten Phase einer nach ihren Angaben entscheidenden Offensive gegen die Aufständischen, die im Sommer ihren Höhepunkt erreichen sollte. Am Donnerstag räumte McChrystal aber ein, die Offensive verlaufe langsamer als geplant. In einigen Bezirken könnte sie sich US-Angaben zufolge um zwei bis drei Monate verzögern.

Ungeachtet dessen bekräftigten US-Präsident Barack Obama und der britische Regierungschef David Cameron ihr Engagement in Afghanistan. Obama und Cameron stünden weiterhin „fest“ hinter dem NATO-Einsatz in dem Land, teilte das Weiße Haus nach einem Telefongespräch der beiden mit.

Nach einer Untersuchung der London School of Economics (LSE) unterstützt der pakistanische Geheimdienst ISI die Taliban in Afghanistan in weit größerem Umfang als bisher bekannt. Der Geheimdienst ISI lasse den Aufständischen Geld, Waffen sowie Ausbildung zukommen und gewähre den Taliban Schutz. Pakistan weist die Vorwürfe zurück.

Einem Bericht der „New York Times“ zufolge konzentrieren sich die US-Militärgeheimdienste bei ihrer Arbeit in Afghanistan zunehmend auf die Korruption in dem Land. Weil die Bevölkerung davon überzeugt werden müsse, die Regierung in Kabul und nicht die Taliban zu unterstützen, sei die Korruptionsbekämpfung genauso wichtig wie der Kampf gegen Aufständische, berichtete die Zeitung unter Berufung auf nicht namentlich genannte US-Offiziere. Der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International zufolge herrscht weltweit nur in Somalia mehr Korruption als in Afghanistan.