Augsburg. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, formulierte es im diplomatischen Kirchendeutsch so: Man habe zusammen mit Walter Mixa überlegt, "ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne". Der seit Wochen mit Misshandlungsvorwürfen konfrontierte Augsburger Bischof hatte verstanden. Seine Demutsgesten der vergangenen Tage, seine Bitten um Verzeihung waren vergebens, gestern Abend reichte Mixa beim Papst sein Gesuch auf Rücktritt als Bischof in Augsburg und als katholischer Militärbischof der Bundeswehr ein.

Die Vorwürfe gegen Mixa sind nach wie vor ungeklärt. Er soll als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975-1996) Heimkinder brutal geprügelt haben, räumt aber trotz vorliegender eidesstattlicher Erklärungen allenfalls Ohrfeigen ein. Er soll in dieser Zeit zudem nennenswerte Geldbeträge aus dem Vermögen einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet haben und erklärt dazu lediglich, es mit der "finanziellen Zuordnung" nicht so genau genommen zu haben.

Der von der Stiftung eingesetzte Sonderermittler Sebastian Knott entdeckte bei seinen Nachprüfungen zwei brisante Zahlungen aus Stiftungsmitteln: zum einen 15 000 Mark für diverse Wertgegenstände, unterzeichnet von Walter Mixa, und zum anderen eine Zahlung über 40 000 Mark für die Ausstattung und Erneuerung einer Kapelle, unterschrieben höchstwahrscheinlich von Mixa. Für beide Zahlungen konnten bislang keinerlei Belege oder Rechnungen gefunden werden.

Regelrecht peinlich ist die Angelegenheit um einen von Mixa gekauften Piranesi-Stich von einem kirchennahen Hochstapler in Rom für 43 000 Mark. Der Stich ist nicht nur überteuert - Schätzwert heute 2000 Euro -, sondern gefälscht. Auf dem "Kunstwerk" steht die Jahreszahl 1707, da war Piranesi (1720-1778) noch gar nicht geboren. Undurchsichtig auch dieser Ankauf: Mixa ließ ein spätgotisches Kreuz mit zwei Renaissance-Engeln für 70 500 Mark anschaffen. Der Schätzwert dafür liegt bei 47 000 Mark.

Völlig dubios ist die Anschaffung eines Solariums, wohlgemerkt für ein Kinderheim, für rund 6000 Mark. Es wurde kaum benutzt. Und auch Mixas Bischofsring - Kosten 3854,34 Mark - wurde von der Waisenhausstiftung bezahlt. Es war ein Abschiedsgeschenk an den Bischof, offenbar ohne Beschluss des zuständigen Gremiums. Und für wen war der Wein, der in Mixas Zeit mit über 5380 Mark berechnet ist, alles aus Stiftungsmitteln? Der Sonderermittler spricht von einem vorläufigen Fehlbetrag von etwa 15 000 Mark - rund 7500 Euro.

Münchens Erzbischof Reinhard Marx hatte als Vorsitzender der Bayerischen Bischofskonferenz Mixa am Sonnabend besucht. Er soll mit dem Amtsbruder die Situation ausführlich erörtert haben. Doch eine Weisungsbefugnis haben Marx und Zollitsch nicht. Mixa hätte alle Forderungen seiner Bischofskollegen auch schlicht ignorieren können. Er ist als Bischof autark und kirchenrechtlich nur dem Papst unterstellt. Zollitsch dürfte seinen ungewöhnlichen Vorschlag, der einer Aufforderung zum Rücktritt gleichkam, aber kaum ohne Abstimmung mit dem Vatikan in Rom unterbreitet haben. Walter Mixa wusste offensichtlich, was zu tun war.