Wiesbaden. Für Forschungen zur inneren Sicherheit sollen die EU-Staaten in den kommenden Jahren 1,4 Milliarden Euro ausgeben. Das fordert das Europäische Forschungs- und Innovationsforum (Esrif), dessen Abschlussbericht das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden vorstellte. In Deutschland soll unter anderem erforscht werden, wie sich die Bevölkerung bei Terroranschlägen oder Katastrophen verhalten werde und wie hoch das Risiko einer Panik ist.

"In modernen Gesellschaften gibt es neue Verwundbarkeiten", sagte Jürgen Stock, Vizepräsident beim BKA. In dem Forum haben etwa 600 Experten aus 31 Ländern in zweijähriger Arbeit aufgelistet, welche Gefahren Europa mittel- und langfristig drohen und welche Forschung zur Abwehr geleistet werden muss. Das Spektrum der Gefahren reicht von Naturkatastrophen über organisierte Kriminalität und Terror bis zum Zusammenbruch der Infrastrukturnetze.

"Wir wissen nicht, wie die Bevölkerung in Deutschland auf Terroranschläge reagieren würde. Da müssen wir forschen", sagte der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Christoph Unger. In Deutschland sind Anschläge bislang gescheitert wie die Planungen der Kofferbomber 2006 oder verhindert worden wie bei der Sauerland-Gruppe, die derzeit vor Gericht steht. In Madrid legten Islamisten 2004 Bomben in Vorortzügen, ein Jahr später trafen Anschläge die Londoner U-Bahn.

Bei der Stabsübung Lükex Ende Januar 2010 wollen die deutschen Behörden die Reaktion auf Terroranschläge in mehreren Bundesländern üben, sagte Unger. Schwerpunkte der Übung sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums Bayern, Berlin, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Das Forum Esrif war unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 eingesetzt worden.