Berlin. Der an Krebs erkrankte Vorsitzende der Linkspartei, Oskar Lafontaine, ist am vergangenen Sonnabend erstmals wieder öffentlich aufgetreten. Einen Monat nach seiner schweren Operation nahm Lafontaine in Wien an der Beerdigung seines Freundes Alfred Hrdlicka teil. Der 66 Jahre alte Politiker hielt eine Trauerrede auf den international bekannten Bildhauer. Auf die Frage, wie es ihm gehe, habe er geantwortet: "Gut. Relativ gut." Die Frage, ob er seiner Partei als Vorsitzender erhalten bleibe, ließ Lafontaine jedoch an diesem Tag unbeantwortet.

Sein Kompagnon, der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi, kündigte an, dass Lafontaine die Partei im Januar darüber in Kenntnis setzen werde, wie er sich seine politische Zukunft vorstelle. Tatsächlich wird Lafontaine am 11. Januar zur Fraktionsklausur der Linken in Berlin erwartet. Parteifreunde halten es für möglich, dass er hier seine Rückkehr in die Politik und eine erneute Kandidatur für den Parteivorsitz im Mai verkünden wird.

Den Fraktionsvorsitz hatte er überraschend im Oktober abgegeben, in der Folge alle Termine bis auf Weiteres abgesagt und angekündigt, er wolle Anfang kommenden Jahres unter Berücksichtigung seines Gesundheitszustandes und der ärztlichen Prognosen über seine künftige politische Arbeit entscheiden. Es gab immer wieder Spekulationen, er könnte sich ganz aus der Politik verabschieden. Gysi sagte aber, er hoffe, dass Lafontaine im Mai zur Wiederwahl als Parteivorsitzender zur Verfügung stehe: "Ich werde mich Anfang Januar mit ihm unterhalten und dann wird er seine Entscheidung mitteilen. Ich werde auf ihn einreden, es zu machen."

Derweil zeigte sich der neue SPD-Chef Sigmar Gabriel zu einem Gespräch mit Lafontaine bereit.

"Wenn Oskar Lafontaine mit mir reden will, wird er sich schon melden, und natürlich rede ich dann mit ihm", sagte Gabriel "Bild am Sonntag". Aktuell sehe er allerdings keinen Anlass für ein Gespräch.

Die Mitglieder der Linkspartei "müssen für sich klären, ob sie regierungsfähig" werden wollten. Daraufhin signalisierte auch Gysi Gesprächsbereitschaft. Ein Bündnis mit SPD und Grünen könne er sich schon vorstellen, sagte Gysi, der seinerseits forderte, dass die SPD zunächst ihre Vergangenheit selbstkritisch aufarbeiten müsse.