Berlin. Die Mitgliederentwicklung der Volksparteien hat sich in diesem Jahr überraschend stabilisiert. Union und SPD verloren zwar wieder mehrere Tausend Mitglieder, der Abwärtstrend hat sich aber spürbar verlangsamt, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur DAPD ergab. Zulegen konnten wieder die kleineren Parteien. Größte Gewinner waren die FDP mit einem Plus von knapp zehn Prozent und die Piratenpartei, die inzwischen schon fast 12 000 Mitglieder hat.

Stärkste Partei ist weiterhin die CDU, die aktuell auf 522 944 Mitglieder kommt. Sie verlor seit Jahresbeginn gut 6000 Anhänger mit Parteibuch, was einem Minus von 1,1 Prozent entspricht. Die Zahl der CSU-Mitglieder sank im selben Zeitraum um rund 2500 auf etwa 160 000. Die Sozialdemokraten zählten Ende November noch 513 340 Mitglieder, das waren 7620 oder 1,5 Prozent weniger als Ende 2008.

Damit ist das Minus bei CDU und SPD so gering wie seit dem Bundestagswahljahr 1998 nicht mehr. Die Sozialdemokraten hatten seit ihrem Wechsel in die Regierung jedes Jahr fünfstellige Verluste erlitten. 2008 büßten sie noch 19 000 Mitglieder ein, die CDU rund 8000.

"Wir konnten den Mitgliederrückgang von 2006 und 2007 in diesem Jahr mehr als halbieren", betonte eine CDU-Sprecherin in Berlin. Damit habe sich die Entwicklung klar stabilisiert.

Experten gehen davon aus, dass die Bundestagswahl im September viele Bürger politisiert hat. Davon konnten insbesondere die kleineren Parteien profitieren. "Wahljahre sind Mobilisierungsjahre", sagte eine Parteisprecherin der Grünen.

So wuchs die Zahl der FDP-Mitglieder von 65 600 auf 71 996, was einem Plus von fast zehn Prozent entspricht. Die Grünen zählten Ende Oktober 47 482 Mitglieder und damit knapp 2400 mehr als zum Jahreswechsel. Die Linkspartei konnte die Zahl ihrer Mitglieder bis Ende September um rund 1700 auf 77 645 steigern. Neue Zahlen liegen der Parteizentrale noch nicht vor.

Größter Gewinner aber war die Piratenpartei, die Ende 2008 gerade einmal 800 registrierte Anhänger hatte und bei der Bundestagswahl aus dem Stand auf zwei Prozent kam. Die Partei, die sich vor allem den Kampf für unbegrenzte Freiheit im Internet auf die Fahnen geschrieben hat, zählt nach eigenen Angaben inzwischen schon fast 12 000 Mitglieder. Und jeden Tag kämen rund 70 neue dazu, sagte ein Sprecher.