Berlin. Die Bundesregierung will mit den Ländern bis Ende des kommenden Jahres Standards festlegen, die es Migranten ermöglichen sollen, im Ausland erworbene berufliche und akademische Abschlüsse anerkannt zu bekommen.

"Das ist mehr als überfällig", sagte Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) gestern im Kanzleramt. Die Integrationsbeauftragte der Regierung sieht das Vorhaben nicht nur wegen des Facharbeitermangels als notwendig an, sondern auch, um in Deutschland eine "Willkommenskultur" zu etablieren.

Dafür sei die Anerkennung erworbener Abschlüsse von zentraler Bedeutung. Derzeit seien Ingenieure aus dem Ausland oftmals in Entsorgungsbetrieben tätig, studierte Ärztinnen nicht selten als Haushaltshilfen. Böhmer will bis Sommer 2010 Eckpunkte festgelegt wissen, nach denen die Anerkennung der im Ausland erworbenen Qualifikationen je nach Beruf erfolgen soll. Ende kommenden Jahres könnten dann alle Details feststehen. Allerdings, so Böhmer, stecke der Teufel im Detail. Die Komplexität des Vorhabens sei "nicht zu unterschätzen", allein schon, weil die Länder jeweils in alle Fragen mit eingebunden werden müssten.

Das sei etwa im zentral regierten Dänemark anders, wo solche Anerkennungsverfahren in der Regel bereits nach einem halben Jahr abgeschlossen seien. Allerdings habe das Land insgesamt auch viel weniger Zuwanderer. In Deutschland, schätzt Böhmer, treffe das Angebot auf rund 300 000 Interessierte. Vergleichbar mit dem in Hamburg erfolgreich etablierten "Welcome Center" für Zuwanderer, das Böhmer als "vorbildlich" lobte, müsse es dann darum gehen, Zentren einzurichten, an die sich Migranten wenden können, wenn sie ihre Abschlüsse anerkennen lassen wollen.