Paris/Berlin/Washington. Kurz vor der mit Spannung erwarteten Rede von US-Präsident Barack Obama zu einer neuen Afghanistan-Strategie hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern bekräftigt, dass Deutschland zunächst keine zusätzlichen Truppen bereitstellen wird. Sie werde die Vorstellungen der USA "zur Kenntnis nehmen", sagte Merkel gestern nach einem Treffen mit dem pakistanischen Ministerpräsidenten Yousuf Raza Gilani in Berlin. "Wir werden uns aber in diesen Tagen nicht entscheiden."

Die Bundesregierung wolle zunächst die internationale Afghanistan-Konferenz in London am 28. Januar abwarten. Obamas Sicherheitsberater James Jones hatte Merkels außenpolitischen Berater Christoph Heusgen bereits am Freitag telefonisch über die Pläne des US-Präsidenten informiert. Nach französischen Medienberichten soll Deutschland 2000 zusätzliche Soldaten entsenden. Kurz vor der Rede wollte Obama nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen direkt mit Merkel sprechen.

Obama wollte die neue US-Strategie für Afghanistan in der vergangenen Nacht um 2.00 Uhr (MEZ) in einer Rede an die Nation vor Kadetten der Militärakademie West Point vorstellen. In der Ansprache wollte er erklären, wie die USA die Gewalt am Hindukusch eindämmen und die staatlichen Strukturen dort stärken wollen. Nach Medienberichten will der Präsident die derzeit etwa 68 000 in Afghanistan stationierten US-Soldaten um rund 34 000 verstärken.