Friedrichshafen. Nun also Stefan Mappus statt Ministerpräsident Günther Oettinger: Der 43-jährige CDU-Fraktionschef wurde am Freitag auf dem Parteitag der baden-württembergischen CDU mit großer Mehrheit zum Parteichef und Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2011 gewählt.

Das Wahlergebnis in Friedrichshafen, 92,6 Prozent Zustimmung bei der Wahl zum Parteichef und sogar 95,3 Prozent bei der Wahl zum Spitzenkandidaten, spricht dafür, dass selbst die Mappus-Gegner im Oettinger-Lager dem jungen Politiker eine Menge zutrauen.

Der scheidende baden-württembergische CDU-Landesvorsitzende Günther Oettinger hat den Landesparteitag zuvor aufgerufen, Fraktionschef Stefan Mappus zu seinem Nachfolger zu wählen. "Meine Bitte ist: Wählt ihn geschlossen", rief Oettinger am Freitag in Friedrichshafen den knapp 400 Delegierten zu. "Er bringt alles mit, was man für das höchste Amt in Baden-Württemberg braucht." Mappus solle auch Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl 2011 werden. Die Südwest-CDU brauche jetzt "Kontinuität und einen Stabwechsel", sagte Oettinger, der Anfang 2010 zur EU-Kommission nach Brüssel wechselt.

Der 43-jährige Landtags-Fraktionschef Mappus war der einzige Bewerber für den CDU-Vorsitz und die Spitzenkandidatur. Bundesweit war er bis vor vier Wochen nur den ganz genauen Beobachtern der baden-württembergischen CDU bekannt. Etwa weil sich der Stuttgarter Unionsfraktionschef mit dem damaligen CSU-Generalsekretär Markus Söder und anderen in einem Programmpapier für einen "modernen bürgerlichen Konservativismus" starkgemacht hatte. In den viereinhalb Jahren an der Spitze der Landtagsfraktion hat sich Mappus bei Kritikern einen Ruf als "rechter Zuschnapper" erworben, als konservativer Haudegen und als eine Art Anti-Oettinger, weil er gern schnell und entschlossen agiert. Im Stil erinnert er viele an den langjährigen CSU-Chef Franz Josef Strauß, den er selbst als eines seiner Vorbilder nennt. So zögerte Mappus auch nicht lange, als die Nachricht von Oettingers Berufung nach Brüssel eintraf. Die eigenen Anhänger waren schnell mobilisiert, andere Bewerber keine 24 Stunden im inoffiziellen Rennen.

Er bringe die Erfahrung mit und traue sich die Ämter zu, sagte der 43-Jährige selbstbewusst in die laufenden Kameras. In nicht einmal zwei Tagen war die Nachfolgefrage geregelt.

Mappus ist am 4. April 1966 in Pforzheim geboren. Mit 27 wurde er CDU-Kreisvorsitzender, mit 29 Landtagsabgeordneter. Mit 32 machte ihn Vorvorgänger Erwin Teufel völlig überraschend zum Verkehrsstaatssekretär im Umweltministerium. 2004 wurde Mappus Ressortchef.

Oettinger kündigte an, sein Regierungsamt erst aufzugeben, wenn er seinen neuen Posten in der EU-Kommission angetreten hat. "Dann kommt der Stabswechsel auch im Amt des Regierungschefs hier im Lande."