Washington/Moskau. Die USA und Russland, im Kalten Krieg noch die antagonistischen Pole der Welt, spielen auch heute eine überragende Rolle für die deutsche Sicherheitspolitik. Kein Wunder, dass sich die mit Außenpolitik befassten Minister der Bundesregierung beeilen, den Partnern in Washington und Moskau ihre Aufwartung zu machen.

Es geht aber für Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg dabei nicht nur um Arbeitsteilung bei dieser diplomatischen Doppel-Offensive. Nicht zuletzt aufgrund von Guttenbergs parkettsicherem Auftreten beginnen sich die Gewichte zwischen Auswärtigem Amt und Verteidigungsministerium bereits zu verschieben. Wenn der Freiherr in Washington fast frei eine Grundsatzrede in geschliffenem Englisch hält, fühlen sich Beobachter bereits an Helmut Schmidt erinnert. Zuvor war Guttenberg in Paris gewesen, wo sein begeisterter Amtskollege Herve Morin versicherte, wie sehr er mit "Karl-Theodor" auf einer Linie liege. Auch in Washington, wo man ihn gut kennt, erntet Guttenberg Lob - US-Ressortkollege Robert Gates nennt ihn "einen großen Freund Amerikas". Auf dem Rückweg wird Guttenberg noch in Kanada vorbeischauen. Verteidigungspolitik ist für ihn auch Außenpolitik.

Chef-Außenpolitiker Westerwelle, der vor Kurzem noch einem britischen Journalisten über den Mund gefahren war, weil der um ein Gespräch auf Englisch gebeten hatte, hat da einen schwereren Start. Gerade aus Afghanistan zurückgekehrt, wo "Nebenaußenminister" Guttenberg schon vor ihm war und die Bundeswehr-Soldaten für sich einnahm, sprach Westerwelle gestern mit der russischen Führung. Den Kreml bekam er aber nicht zu Gesicht; Präsident Dmitri Medwedew empfing die für ihn noch unbekannte Größe erst einmal außerhalb Moskaus auf Schloss Meiendorf. Westerwelle verliert keine Zeit; gleich Montag jettet er weiter nach Israel und in die Palästinensergebiete.