Opposition sei Mist, hat der heute scheidende SPD-Chef Franz Müntefering einmal gesagt. Er wollte damit den Mangel an Gestaltungsmöglichkeiten beklagen, an dem Nichtregierungsparteien logischerweise leiden.

Für die SPD in ihrer jetzigen Lage ist die neue Rolle sogar doppelter Mist, weil sie nun gegen manches opponieren muss, was sie einst selbst beschlossen hat. Und das möglichst, ohne dabei völlig unglaubwürdig zu werden. Eine klassische Zwickmühle.

Entsprechend vorsichtig hat Fraktionschef Steinmeier ein Überdenken der Rente mit 67 angedeutet. Eine Maßnahme, die genauso wie die Hartz-IV-Gesetze vielen Sozialdemokraten ein Dorn im Auge ist. Nicht nur, weil sie sie für falsch halten, sondern auch, weil sie einst par Ordre de Mufti durchgesetzt wurden. Will die SPD wieder auf die Beine kommen, muss sie sich inhaltlich neu orientieren. Und die heute zu wählende neue Führungsspitze um Gabriel und Nahles muss der Partei wieder eine andere Debatten- und Entscheidungskultur geben.

Das sind alles andere als einfache Aufgaben. Sie erfordern viel Zeit und noch mehr Kraft. Beides hat man in der Opposition eher als in Regierungsverantwortung. Opposition ist also für die SPD in ihrem jetzigen Zustand nicht nur Mist. Davon abgesehen, dass sie jenseits der münteferingschen Minimaldefinition auch die wichtige Aufgabe der Kontrolle der Regierung und des Aufzeigens von Alternativen hat, bietet sie Gelegenheit zur Erneuerung. Die Genossen müssen sie jetzt nur noch nutzen.