Washington. Die schärfste Rezession seit 70 Jahren hinterlässt drastische Spuren auf dem US-Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote stieg im Oktober erstmals seit mehr als 26 Jahren über die Marke von zehn Prozent, obwohl die Wirtschaft zuletzt an Schwung gewonnen hat. Seit Beginn der Rezession vor knapp zwei Jahren sind damit 7,3 Millionen Jobs verloren gegangen. Mittlerweile legt die Arbeitslosigkeit seit fast zwei Jahren ununterbrochen zu. Experten sehen nun Handlungsbedarf für die US-Regierung und halten weitere Konjunkturstützen für möglich.

Wie das Arbeitsministerium am Freitag weiter mitteilte, fielen allein im Oktober 190 000 Jobs weg, 15 000 mehr als von Experten erwartet. Damit hat der Stellenabbau aber erneut an Schärfe verloren: Zum Höhepunkt der Krise im Januar war etwa fast eine Dreiviertelmillion Arbeitsplätze verloren gegangen, im September waren es noch 219 000. Im Oktober erreichte die Quote nun 10,2 Prozent, nach 9,8 Prozent im September.

Die US-Opposition kritisierte angesichts der schlechten Arbeitsmarktdaten die Politik von Präsident Barack Obama. In Zeiten zweistelliger Arbeitslosenzahlen mache es keinen Sinn, mehr Schulden aufzunehmen, die Ausgaben der öffentlichen Haushalte und die Steuern zu erhöhen, sagte der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell. Obama müsse sich mit den Republikanern zusammensetzen und "überparteiliche Lösungen" entwickeln, um der Wirtschaft eine neue Richtung zu geben.

Die Arbeitslosigkeit könnte tatächlich zum Problem für die Demokraten bei den nächsten Kongresswahlen im kommenden Jahr werden. Erst vor wenigen Tagen setzten sich die Republikaner im Rennen um zwei Gouverneursposten durch. Im Wahlkampf gehörte der Arbeitsmarkt zu den wichtigsten Themen.

Allerdings bedeutet die anhaltend düstere Lage auf dem Arbeitsmarkt auch, dass die Inflationsgefahren zunächst zumindest gering sein werden. Das gibt der US-Notenbank Fed Spielraum, noch länger an ihrer Nullzinspolitik festzuhalten und so die Wirtschaft anzukurbeln. Die Währungshüter hatten am Mittwoch den Leitzins auf dem Rekordtief belassen.

Die US-Wirtschaft war im Sommerquartal aufs Jahr hochgerechnet um 3,5 Prozent gewachsen und dürfte damit die Rezession hinter sich gelassen haben. Anders als in Deutschland legt in den USA aber ein Forschungsinstitut den Beginn und das Ende einer Schrumpfungsperiode fest, häufig mit monatelanger Verspätung.