Die Formulierung “militärisch angemessen“ besitzt eine irritierend frostige Qualität angesichts des Umstands, dass sie den Tod vieler Menschen rechtfertigt.

Doch das Urteil der Bundeswehr-Führung über die Handlungsweise des deutschen Oberst Georg Klein, der einen Nato-Luftschlag gegen zwei von den Taliban geraubte Tanklastzüge angefordert hatte - gefällt auf Grundlage des entsprechenden Nato-Berichtes - konnte nach Lage der Dinge kaum anders lauten. Hier parteiische Kameraderie im Offizierskorps zu unterstellen wäre unredlich. Oberst Klein hat als verantwortlicher Truppenführer nicht anders handeln können. Die Taliban hatten die Fahrer der Tanklastzüge massakriert und standen wohl zu Recht im akuten Verdacht, den Treibstoff zur Herstellung von Bomben gegen das Bundeswehr-Lager in Kundus verwenden zu wollen. Aus den Klein vorliegenden Aufklärungsergebnissen war auch nicht hervorgegangen, dass sich neben den bewaffneten Rebellen auch Zivilisten an den Fahrzeugen aufhielten. Deren Tod kann dem deutschen Offizier nicht unmittelbar angelastet werden.

Unabhängig von der Schuldfrage bleibt der Vorfall eine menschliche Tragödie. Und er ist symptomatisch für die verfahrene Lage am Hindukusch. Es ist der Grund, warum US-Präsident Barack Obama so bedenklich lange zögert, eine Entscheidung über weitere Truppenverstärkungen in Afghanistan zu fällen. Militärische Zurückhaltung würde wohl einen weiteren Vormarsch der Taliban begünstigen; allzu druckvolle Offensiven jedoch bergen die Gefahr, über immer mehr zivile Opfer den arg schwindenden Rückhalt in der lokalen Bevölkerung völlig zu verlieren. Der Westen hat derzeit keine schlüssige Strategie, um den Krieg gewinnen zu können. Und die Initiative in diesem überregionalen Konflikt hat er inzwischen an die Taliban verloren.