Deutschland liegt offenbar im Schlaraffenland. Verfolgt man die Debatten in Europa und den USA, werden dort verschiedene Formen der Steuererhöhungen diskutiert.

In Großbritannien soll der Spitzensteuersatz auf 50 Prozent steigen, in Spanien und Irland werden die Abgaben erhöht. Nur in Deutschland wollen FDP und CSU die Steuern senken - von 35 Milliarden Euro ist die Rede, und die FDP in Person der stellvertretenden Parteichefin Cornelia Pieper will das Entlastungsprogramm gar auf Pump finanzieren. Zur Verteidigung mag man anführen, dass Christsoziale wie Liberale ihre Wahlversprechen nicht in der Wahlnacht vergessen haben. Klüger macht das ihre Vorschläge aber nicht. So sinnvoll ein Umbau und eine Vereinfachung des Steuersystems auch sind, so unseriös ist ein großes Senkungsprogramm auf Kredit. Die Wucht der Wirtschaftskrise und die Konjunkturprogramme haben die chronische Unterfinanzierung der öffentlichen Hand noch vergrößert. Tendenziell werden daher die Steuern in den kommenden Jahren weltweit steigen, nicht sinken.

Seriöser wäre, den Bürgern die Lage schonungslos offenzulegen. Denn in den vergangenen Jahren hat die Steuerdebatte hierzulande schon pathologische Züge angenommen, die im wahrsten Sinne des Wortes staatsgefährdend wirken könnte. Anders als oft behauptet ist die Steuerquote in Deutschland nicht über-, sondern unterdurchschnittlich. Erst durch die Sozialabgaben, mittels derer die Bürger enorme Versicherungsansprüche erwerben, schafft es die Republik auf die vorderen Ränge.

Mehr Ehrlichkeit und weniger Populismus lauten die Gebote der Stunde und nicht das Anhäufen weiterer Schuldenberge, die künftige Generationen abtragen müssen. Steuersenkungen auf Pump sind nur in zwei Ländern möglich - im Phantasialand und im Schlaraffenland.