Die Polizei hat in Berlin einen 20 Jahre alten Mann aus Erlangen festgenommen, der sich beim Online-Netzwerk SchülerVZ sensible Daten angeeignet haben soll. Bei SchülerVZ waren etwa eine Million Datensätze von ihm kopiert worden.

Markus Berger-de León, Geschäftsführer der deutschen VZ-Netzwerke, wies darauf hin, dass nur solche Daten kopiert worden seien, die von den Anwendern als "für alle Nutzer sichtbar" und mithin nicht geschützt eingestuft worden waren. Weil "das automatisierte Sammeln und Weitergeben an Dritte aus unserer Sicht einen Straftatbestand erfüllt", habe das Unternehmen Anzeige erstattet.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte unterdessen davor, persönliche Daten ins Netz zu stellen. "Der Fall zeigt, dass man sich überlegen muss, wo man Daten preisgibt", sagte Schaar. Daten, die im Internet von einer großen Zahl von Menschen genutzt werden, könnten nur schwer gegen Missbrauch geschützt werden.

Hamburgs Justizsenator Till Steffen fordert den Gesetzgeber. "Die derzeitigen gesetzlichen Ansätze beim Datenschutz sind unzureichend", sagte er exklusiv dem Abendblatt. "Wir brauchen einen klaren pauschalierten Anspruch auf Schadenersatz für die Bürger. Außerdem sollte die Beweislast umgekehrt werden. Bisher war es für die Betroffenen kaum möglich nachzuweisen, wie genau bei welchem Unternehmen ihre Daten missbraucht wurden."

Steffen will sich bei seinen Länderkollegen dafür einsetzen, dass dieses Thema stärker im Privatrecht verankert wird. Zu dem Zweck sei eine Länderarbeitsgruppe eingerichtet worden.

Der Branchenverband der Internetwirtschaft reagierte ebenfalls besorgt: "Beim Datenschutz von Kindern und Jugendlichen in Online-Netzwerken muss ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet sein", sagte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer der Bitkom. "Das muss allerhöchste Priorität genießen." Bei SchülerVZ sei es nicht um sensible Daten wie Kontonummern gegangen. Dennoch zeige der Fall, wie wichtig es sei, dass Eltern genau darauf achteten, was ihre Kinder in Online-Netzwerken tun.

Der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten (BvD) plant Aufklärungskampagnen an den Schulen, weil Eltern und Lehrer häufig mit dem Datenschutz überfordert seien. Auch die Berliner Initiative Schau Hin! ruft Eltern auf, ihre Kinder auf die Risiken des Internets aufmerksam zu machen. Denn bereits rund 80 Prozent der Zehnjährigen surften regelmäßig im Internet, bewege sich in sozialen Netzwerken oder nehme an Gewinnspielen teil. Dabei würden Daten wie Name, Alter, Wohnort und Hobbys gefragt. Dabei bleibe oft unbedacht, dass die Daten, einmal ins Netz gestellt, für jeden einsehbar seien.

Der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Edgar Wagner kritisierte die Registrierung von Kindern unter 14 Jahren in dem Netzwerk. Nach seinen Informationen würden sich sogar Achtjährige bei SchülerVZ aufhalten. Dies widerspreche dem Datenschutz- und dem Zivilrecht. Er forderte die Betreiber auf, endlich für eine "wirksame Alterskontrolle" zu sorgen.