Die Degradierung von Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin wegen seiner umstrittenen Äußerungen über Ausländer ist bei CDU und SPD auf Kritik gestoßen.

Berlin. Der bisherige finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Otto Bernhardt, bezeichnete die Entscheidung, Sarrazin eines von drei Ressorts zu entziehen, als "nicht nachvollziehbar". Ähnlich äußerte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert. Sarrazin selbst will nichts mehr zu dem Thema sagen. Auch die Bundesbank lehnte gestern einen Kommentar ab.

Der Unions-Politiker Bernhardt kritisierte in der "Bild"-Zeitung, Sarrazin sei ein Verantwortungsbereich entzogen worden, der nichts mit dessen Aussagen zu tun hat. Danckert sagte, über Sarrazins Äußerungen lasse sich zwar diskutieren. "Aber eine Entmachtung, wie sie jetzt die Bundesbank vorgenommen hat, ist nicht die richtige Sanktion." Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) nahm Sarrazin in den ARD-"Tagesthemen" in Schutz: "Man darf Defizite benennen, man muss sie benennen, um sie bekämpfen zu können." Allerdings habe sich der frühere Berliner SPD-Finanzsenator im Ton vergriffen.

Der frühere Manager und BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel hat seine volle Unterstützung für Sarrazin erklärt. Er stehe "ohne jedes Wenn und Aber" hinter den kritisierten Sätzen, schrieb Henkel in einem offenen Brief an Sarrazin. Henkel kritisierte Bundesbank-Präsident Axel Weber. Dessen Vorgehen gehöre "zu den peinlichsten Beispielen opportunistischen Verhaltens eines Spitzenbeamten gegenüber der Politik".

In einer für die Bundesbank bisher einmaligen Aktion hatte Sarrazin am Dienstag seine Zuständigkeit für den wichtigen Bereich Bargeld verloren. Damit reagierte die Bundesbank auf ein Interview Sarrazins. Darin hatte der 64-Jährige Türken und Arabern polemisch vorgeworfen, sich der Integration zu verschließen. Unter anderem hatte er gesagt: "Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert."