Wie beim Stotterstart der Lkw-Maut wird auch das Milliardenprojekt elektronische Gesundheitskarte von heute an mit Hindernissen eingeführt. Am Niederrhein erhalten die ersten Patienten die e-Card, Ärzte schalten die Lesegeräte scharf.

Hamburg. 70 Millionen gesetzlich Versicherte sollen bis Ende 2010 die neue Karte erhalten. Die Privatversicherer sind ausgestiegen. Ihnen ist das jahrelang verzögerte Projekt zu unsicher.

Der heftige Streit um die Kosten, den medizinischen Nutzen und die Datensicherheit der Karte verwirrt die Bürger immer mehr. Die meisten glauben, dass die neue Scheckkarte mit Foto ihre gesamten medizinischen Daten enthält oder das später möglich macht. Tatsächlich ist die Karte, auf der zunächst nur persönliche Daten wie der Name und die Versichertennummer stehen, nur der Schlüssel zur Krankenakte. Die liegt auf Servern, zu denen der Versicherte (per PIN-Code) und der Arzt Zugang haben. Selbst in der Startregion rund um Essen murren die Ärzte. Der Präsident der Freien Ärzteschaft, Martin Grauduszus, schrieb an FDP-Chef Guido Westerwelle: Die Ärzte setzten auf die FDP, "um dieses unsägliche Projekt zu stoppen". Die FDP hat sich für eine Pause bei der Einführung ausgesprochen.

Die Krankenkassen sind deshalb stinksauer: "Wir erwarten von den Ärzten, dass sie sich konstruktiv und aktiv an der Einführung der neuen Gesundheitskarte beteiligen", sagte ein Sprecher des Spitzenverbands der Kassen. "Die elektronische Gesundheitskarte bietet die Chance, die Gesundheitsversorgung gleichzeitig besser und günstiger zu machen", erklärte August-Wilhelm Scheer, Präsident des Branchenverbandes Bitkom.

Das Problem an den Fotokarten: Niemand prüft, ob der Versicherte mit dem Fotografierten übereinstimmt. Neben kommerziellen Anbietern hat die Freie Universität Berlin ein Programm entwickelt, mit dem man am heimischen Computer Passfotos für die e-Card machen und sich zuschicken lassen kann (zwölf Bilder für 5,80 Euro). Eine entsprechende Software wird Krankenkassen angeboten. Sie müssen Hunderte Mitarbeiter beschäftigen, die alle eingesandten Fotos einscannen und auf die neuen Karten bringen.