Die SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat ihr Direktmandat in Aachen ausgerechnet gegen Klinikärzte-Präsident Rudolf Henke (CDU) verloren. Schmidt unterlag mit knapp 30 Prozent der Stimmen klar gegen den Vorsitzenden des Marburger Bundes. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) verlor im Wahlkreis Hannover II gegen die frühere Bundesministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Peer Steinbrück (SPD), scheidender Bundesfinanzminister, verfehlte in Mettmann-Süd ein Direktmandat. Dort setzte sich die CDU-Abgeordnete Michaela Noll durch. SPD-Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee verlor in Leipzig sein Direktmandat an den CDU-Politiker Thomas Wolfgang Feist. Bundestagsvize Wolfgang Thierse (SPD) gab seinen Wahlkreis Berlin-Pankow an den früheren Berliner PDS-Fraktionschef Stefan Liebich ab. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) unterlag in ihrem Wahlkreis Wiesbaden der CDU-Kandidatin Kristina Köhler.

Die Piratenpartei hat den Einzug in den Bundestag zwar verfehlt - wertet ihren ersten Auftritt bei einer Bundestagswahl aber als "extrem großen Erfolg". Die vor drei Jahren gegründete Partei, die für Freiheitsrechte im Internet eintritt, erzielte bundesweit knapp zwei Prozent.

Wenn die Wahlergebnisse im Heimatort von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bundesweit gelten würden, wäre die Welt für die Partei in Ordnung. In Brakelsiek (Nordrhein-Westfalen) stimmten 64,2 Prozent für die SPD, 16,3 Prozent für die CDU. Steinmeiers Mutter Ursula sagte: "Dieses Ergebnis hätte sich mein Sohn auch in Deutschland gewünscht."

Der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, wird nicht im neuen Bundestag vertreten sein. Im Wahlkreis Stuttgart I holte er 29,9 Prozent der Erststimmen. Damit lag er 4,5 Prozentpunkte hinter dem Christdemokraten Stefan Kaufmann. Özdemir ist nicht auf einer Landesliste abgesichert.

Wahlpanne in Frankfurt am Main: In sechs Wahlbezirken seien Stimmzettel in den Unterlagen gewesen, "die nicht nach Frankfurt gehörten", erklärte das städtische Wahlamt. Eine Druckerei habe bis zu 600 Stimmzettel aus dem nahen Hanau verschickt. Sollten falsche Stimmzettel in den Wahlurnen gelandet sein, ist die Erststimme ungültig. Die Zweitstimme wird aber gezählt.

Die Stimmabgabe von Kanzlerin Angela Merkel bei der Bundestagswahl wäre beinahe nicht für die Nachwelt festgehalten worden. Merkel war zu schnell für die Fotografen, als sie ihren Wahlzettel in Berlin-Mitte in die Urne werfen wollte. Protestrufe ließen sie stoppen, das Blatt mit den Fingerspitzen festhalten und in die Kameras lächeln

Noch vor der Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy Kanzlerin Angela Merkel zu ihrem Wahlerfolg gratuliert. Er wünsche ihr "vollen Erfolg" bei ihrer großen Aufgabe, sagte er. Einer der ersten Gratulanten war auch der britische Premier Gordon Brown.

Drei Wahlbriefe aus Wiesbaden und Köln sind Hunderte Kilometer entfernt in Thüringen aufgetaucht. Vermutet wird, dass die Post die Wahlbriefe falsch zugestellt oder Urlauber diese selbst in den Gemeindekasten warfen. Das Landratsamt ließ die drei Briefe mit einem Auto nach Köln und Wiesbaden bringen.