Einmal angenommen, das Spitzenpersonal der Bundestagsparteien hat noch das traurige Schicksal der hessischen Spezialdemokratin Andrea Ypsilanti warnend vor Augen.

Die hatte nach der Landtagswahl nicht mehr wahrhaben wollen, dass sie davor ein Zusammengehen der SPD mit der Linkspartei ausgeschlossen hatte, und dafür die bittere Quittung des Scheiterns bekommen. Diesen Lerneffekt vorausgesetzt, haben sich am Wochenende die in bunten Farbenspielen schillernden Koalitionsmöglichleiten endgültig auf zwei Modelle reduziert.

Guido Westerwelle bekannte sich allein zur Union und schloss aus, dass die Liberalen Rot-Grün zur Macht verhelfen könnten. Die Grünen wiederum lehnen ein Bündnis mit Union und FDP ab, die SPD eine Koalition unter Einschluss der Linkspartei. Sollten die Demoskopen nicht völlig danebenliegen, bleiben rechnerisch nur noch die Varianten Schwarz-Gelb oder Schwarz-Rot. Entspannt kann das allenfalls die Kanzlerin sehen. Ihre Union ist in beiden Fällen als stärkste Partei dabei. Am bittersten ist es für Grüne und Linke. Von denen will im Moment niemand etwas. Eng wird es für die SPD. Sie muss hoffen, dass es für Schwarz-Gelb nicht ganz reicht. Dann macht man halt weiter wie bisher. Das entspricht nicht den eigenen Idealen, ist aber allemal besser als Opposition, bei der es sich nach sozialdemokratischem Bekenntnis ja um Mist handelt.

Dramatisch könnte es für die FDP und vor allem für deren Vorsitzenden Guido Westerwelle werden. Schafft er es erneut nicht, seine an Prozenten und Selbstbewusstsein erstarkten Liberalen an die Töpfe der Macht zu bringen, wird eine interne Debatte über seine Strategie- und Führungsfähigkeit nicht lange auf sich warten lassen. Dieses Risiko ist der Preis dafür, dass Westerwelle die Liberalen auf nur eine Option festgelegt hat.