Überraschend hat der Spitzenkandidat der thüringischen Linkspartei, Bodo Ramelow, darauf verzichtet, im Falle eines rot-rot-grünen Bündnisses das Ministerpräsidentenamt für sich zu beanspruchen.

Erfurt. Ihm gehe es um einen Politikwechsel und eine Regierung, "die fünf Jahre hält", sagte er. Linke, SPD und Grüne sollen "gemeinsam und gleichberechtigt" entscheiden, wer Ministerpräsident wird. Allerdings dürfe auch der SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie nicht Regierungschef werden. Er favorisiere eine Frau als Regierungschefin.

Ramelows Vorstoß sorgte in den eigenen Reihen für massive Kritik. "In der Partei ist diese Option nicht diskutiert worden", sagte Landeschef Knut Korschewsky. Aus dem Fakt, dass die Linke in einem rot-rot-grünen Bündnis die stärkste Fraktion stelle, ergebe sich ihr Vorschlagsrecht für einen Ministerpräsidenten. Auch in Berlin stieß Ramelow auf Unverständnis. Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken im Bundestag, sagte, der Vorschlag für den Posten des Ministerpräsidenten müsse von der Linkspartei kommen. "Wenn wir das Recht aufgeben, dann brauchen wir gar keine Spitzenkandidaten aufzustellen!" Ramelow deklarierte Gysis Aussage als "persönliche Meinungsäußerung" und betonte, dass die Landesverbände zu entscheiden hätten.

Die Thüringer Grünen stehen bereit. Sie wollen Sondierungsgespräche mit SPD und Linkspartei über eine mögliche Regierungsbildung aufnehmen. Das beschloss der Landesparteirat am Freitagabend in Jena mit überwältigender Mehrheit. Die Grünen bekräftigten allerdings, dass sie keinen Ministerpräsidenten der Linken wählen wollten.