Dass immer mehr qualifizierte Arbeitskräfte Deutschland verlassen, belastet die öffentlichen Haushalte und Sozialkassen in erheblichem Ausmaß.

München. Das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) hat in einer Studie festgestellt, dass bis zu einer Million Euro fehlen, wenn eine in Deutschland ausgebildete Ärztin auswandert.

In der Studie stellte das Ifo gegenüber, wie viel der Staat für Bildung, Infrastruktur, Rente und andere Sozialleistungen ausgibt und wie viel er an Steuern und Sozialabgaben von einem Bürger bekommt. Anhand von zwei Fällen, einem Metallfacharbeiter und einer Ärztin, berechnete es so, wie sich ihre Auswanderung finanziell auswirkt: Kehrt der Facharbeiter mit 23 Jahren Deutschland den Rücken, entgehen den öffentlichen Kassen 281 000 Euro. Wandert eine 30 Jahre alte Fachärztin aus, sind es sogar 1,075 Millionen Euro.

Da die Auswanderer in den Beispielfällen nur wenig Steuern und Sozialabgaben gezahlt, aber besonders von einer kostenlosen Ausbildung profitiert hätten, würden sie laut Ifo die Allgemeinheit bis zu ihrer Auswanderung mit rund 160 000 Euro im Fall des Facharbeiters und 436 000 Euro im Fall der Ärztin belasten. Blieben sie, würden sie hingegen über ihre gesamte Lebenszeit einen Beitrag von 121 000 Euro (Facharbeiter) beziehungsweise 639 000 Euro (Ärztin) für die Allgemeinheit leisten. "Unsere Berechnung zeigt, wie wichtig es ist, die Abwanderung von Fachkräften zu verhindern", sagte Christian Holzner, Bereichsleiter Sozialpolitik und Arbeitsmärkte am Ifo-Institut.

Bereits im Mai hatte der Sachverständigenrat für Integration und Migration gewarnt, dass immer mehr Fachkräfte Deutschland verlassen. Insgesamt seien es seit 2003 rund 180 000 gewesen. Allein 2008 seien 3065 Ärzte ausgewandert.