90 Minuten lang mühten sich die Amtsinhaberin und der Herausforderer. Ihr Auftritt geriet zu einer Werbung für die Fortsetzung der Großen Koalition.

Berlin. Das mit Spannung erwartete Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat nicht zu einer Zuspitzung des schleppenden Bundestagswahlkampfs geführt. Zwei Wochen vor der Wahl verzichteten die Kontrahenten am Sonntagabend auf scharfe gegenseitige Attacken, der von vielen erhoffte offene Schlagabtausch blieb aus.

Nach ersten Umfragen konnte sich keiner der beiden Kandidaten klar durchsetzen. Bei ARD und ZDF lag Steinmeier knapp vorne, bei RTL Merkel.

Beide Spitzenkandidaten lobten in der 90-minütigen Sendung die Arbeit der Großen Koalition und zeigten sich in Fragen wie der Opel-Übernahme einig. Differenzen wurden unter anderem bei den Themen Steuerpolitik und Atomausstieg deutlich.

Steinmeier sagte, die Große Koalition habe "ordentliche" Arbeit geleistet. Der SPD-Spitzenkandidat wies aber auch auf Versäumnisse hin: "An vielen wichtigen Stellen sind wir gescheitert, weil die CDU Vorschläge nicht mitgetragen hat." Als Beispiele nannte er die Mindestlöhne und Begrenzung von Managergehältern. Auch Merkel blieb zurückhaltend-sachlich. Die CDU-Vorsitzende lobte die Erfolge der Großen Koalition. In der derzeitigen Krise müsse aber "eine entschiedene Politik für mehr Arbeit" gemacht werden, sagte sie. Deswegen sei mehr Union in der Regierung notwendig. Sie verteidigte die von der Union geplanten Steuersenkungen und stellte die Bewältigung der Wirtschaftskrise als wichtigstes Wahlkampfthema heraus.

Ob das TV-Duell die Wahl am 27. September entscheiden kann, ist umstritten. In einer Forsa-Umfrage hatten 56 Prozent der Zuschauer angegeben, das Duell habe durchaus einen gewissen Einfluss.