Man müsse auch mal Gegenwind aushalten, hat Angela Merkel gestern den Insel-Urlaubern zugerufen, die zum Marktplatz gekommen waren, um die Bundeskanzlerin einmal hautnah zu erleben.

Berlin/Norderney. Man müsse auch mal Gegenwind aushalten, hat Angela Merkel gestern den Norderney-Urlaubern zugerufen, die zum Marktplatz gekommen waren, um die Bundeskanzlerin einmal hautnah zu erleben. Und persönlich hat die CDU-Vorsitzende dabei durchaus wetterfest gewirkt.


Tatsächlich schienen die Attacken von Franz Müntefering von ihr abzuprallen, der Merkel ja am Wochenende vorgeworfen hatte, dass ihr die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit "egal" sei. Und der am Montag noch einmal mit der Bemerkung nachgelegt hatte, wer auf die von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier intendierte Schaffung von vier Millionen Arbeitsplätzen so reagiere wie Angela Merkel, der sei "mutlos" und "nicht glaubwürdig".


Angela Merkel überließ es auch gestern wieder ihren Parteifreunden, den SPD-Vorsitzenden in seine Schranken zu weisen. Als sie am Nachmittag in Berliner Konrad-Adenauer-Haus zum Thema "Nachhaltiges Wachstum - Wege aus der Wirtschaftskrise" sprach, beließ sie es bei der Erklärung, dass es darauf ankomme, "möglichst viel Arbeit zu schaffen". Möglichst sogar Arbeit für alle. Das sei ja "klar". Mit zusätzlichen Restriktionen wie Mindestlöhnen werde man da allerdings nicht weiterkommen. Die CDU-Spitze hält Münteferings Kritik für abwegig. "Wenn man sieht, dass Angela Merkel seit Jahren das Thema Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den Mittelpunkt rückt, dann ist das doch relativ armselig", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff vor der CDU-Präsidiumssitzung.


"Das ist der ziemlich untaugliche Versuch, darüber wegzukommen, dass Steinmeier im Moment die Kurve nicht kriegt." Nordrhein-Westfalens Regierungschef Jürgen Rüttgers meinte, mit der SPD müsse es schon "verdammt schlecht stehen, wenn man so anfängt, um sich zu schlagen". Sein Eindruck sei: "Müntefering ist hypernervös und weiß nicht mehr weiter." Volker Kauder nannte Münteferings Attacken einen "Ausruf der Verzweiflung". Selbstverständlich kümmere sich die Bundeskanzlerin "um die Arbeitslosen in unserem Land".