Das ist Krieg. Definitiv.“ Sagt einer, der es wissen muss: ein Hauptfeldwebel der Bundeswehr, der als Zugführer im afghanischen Kundus in nur vier Wochen fünf Gefechte mit den Taliban überlebt hat.

Die Bundesregierung windet sich derweil weiter um das "K-Wort" herum und tut immer noch so, als seien die deutschen Soldaten als eine Art bewaffnete Entwicklungshelfer unterwegs. Spätestens die deutsch-afghanische Offensive "Adler" hat jedoch gezeigt - völkerrechtliche Wortklauberei hin oder her -, dass Deutschland am Hindukusch in einen veritablen Krieg verstrickt ist. Mit Recht kritisiert die Welthungerhilfe die bedenklich diffuse Gemengelage zwischen zivilem Wiederaufbau und militärischem Kampfauftrag. Offen räumt ein deutscher Kommandeur ein, die Offensive "Adler" habe die Taliban keineswegs vertrieben, aber doch gestört. Gestört! Das hört sich nicht eben nach einem militärischen Triumph an.

Die Taliban sind unverdrossen auf dem Vormarsch - und nach verheißungsvollen Fortschritten beim Aufbau einer akzeptablen Zivilgesellschaft sieht es auch nicht gerade aus. Das Regime des Präsidenten Hamid Karsai, dessen Wiederwahl am Donnerstag droht gilt als eines der korruptesten in der Geschichte Afghanistans. Gerade fanden sich auf dem Anwesen von Karsais Halbbruder ein paar Tonnen Opium - bewacht offenbar von afghanischer Polizei. Auch mehrere Mitglieder der Regierung stehen im Verdacht, Drogenbosse zu sein. Zudem hofiert Karsai finstere Gestalten, die als Warlords Gräueltaten an Zivilisten zu verantworten haben.

Und das jüngst von Karsai in Kraft gesetzte Ehegesetz für Schiiten entrechtet Frauen erbärmlich und reduziert sie auf eine Funktion zwischen Sklavin und Sexualproviant. Es dürfte zunehmend schwieriger werden, zu begründen, warum deutsche Söhne und Väter ihr Leben am Hindukusch riskieren sollen.