Ginge es in der Politik nach reinen Popularitätswerten, würden die Deutschen den Fernsehunterhalter Günther Jauch zum Bundespräsidenten wählen. Und angesichts der vielfach verbreiteten Langeweile in der Politikszene ist es auch nicht verwunderlich, dass mancher lieber bei einem ausgewiesenen Spaßvogel sein Kreuz machen würde.

Hamburg. Träte zum Beispiel die "Horst-Schlämmer-Partei" aus Hape Kerkelings Kinofilm "Isch kandidiere" am 27. September tatsächlich bei der Bundestagswahl an, schnitte sie vermutlich besser ab als jede andere kleine Partei: In einer Umfrage für das Hamburger Magazin "Stern" bejahten immerhin 18 Prozent die Frage, ob sie sich vorstellen können, die "Horst-Schlämmer-Partei" zu wählen.

Die meisten Anhänger hat die Spaßpartei der Forsa-Umfrage zufolge unter den Jüngeren: In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen hielt es jeder Vierte für denkbar, bei der Partei sein Kreuz zu machen. Die große Mehrheit von 73 Prozent schließt allerdings aus, bei einer Wahl für die "Partei" des Journalisten Horst Schlämmer alias Kerkeling zu stimmen. Vermutlich überwiegen dann doch die Zweifel an der Lösungskompetenz für ernsthafte Probleme wie Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit.

Der ehemalige "Spiegel"-Chef Stefan Aust findet Horst Schlämmer allerdings "außerordentlich real". Schlämmer spiegelt Aust zufolge die Rhetorik der Politik perfekt: "Ein geschickter Politiker argumentiert dialektisch. Er sagt etwas und hebt es später wieder auf. Der begnadetste Politiker in diesem Bereich ist im Augenblick Gregor Gysi von den Linken. Er sagt in drei Sätzen fünf verschiedene Dinge, die er miteinander verknüpft, außerordentlich intelligent übrigens. Aber er widerspricht sich ständig", sagte der ehemalige Journalist (63) den Zeitungen der WAZ-Gruppe.

Aus Schlämmers Erfolg leitet Aust ab, die Politik brauche mehr Humor. In diesem Zusammenhang wünscht Aust sich Joschka Fischers Zeit als Parlamentsneuling zurück. Er habe damals "sehr witzige Reden gehalten". Aust weiter: "Soweit ich weiß, sind sie ihm damals von dem Team der ,Titanic' geschrieben worden."