Im Terrorismusprozess gegen die sogenannte Sauerland-Gruppe hat nach dem mutmaßlichen Rädelsführer Fritz Gelowicz ein weiterer der insgesamt vier Angeklagten gestanden, Anschläge in Deutschland geplant zu haben.

Hamburg. "Das stimmt alles", sagte Adem Yilmaz, nachdem die Vorwürfe gegen ihn im Oberlandesgericht Düsseldorf verlesen worden waren. Nur in einem Punkt machte der türkische Staatsbürger eine Einschränkung: Die Gruppe hätte zwar geplant, eine Autobombe am Flughafen von Düsseldorf oder Dortmund zu zünden. Ziel sei es aber nicht gewesen, Menschen zu töten, sondern den Flugverkehr lahmzulegen, sagte Yilmaz. "Unschuldige sollten nicht zu Schaden kommen. Es hätten sogar Muslime getroffen werden können. Das wollten wir nicht", so Yilmaz. Am Flughafen sei deswegen eine vergleichsweise kleine Explosion geplant gewesen.

Die Anklage gegen Adem Yilmaz, Fritz Gelowicz, Daniel Schneider und Atilla Selek lautet unter anderem auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags. Die vier hatten genügend Chemikalien gehortet, um 550 Kilogramm Sprengstoff herzustellen. Sie waren nach monatelanger Überwachung im Herbst 2007 in einem Ferienhaus in der sauerländischen Gemeinde Oberschledorn festgenommen worden.

Am Montag hatte Fritz Gelowicz bereits gestanden, mit der Gruppe Attentate auf US-Soldaten in Deutschland geplant zu haben. Gestern erklärte er den Richtern, was ihn dazu angetrieben hat. "Die Amerikaner und andere Länder führen einen Krieg gegen den Islam", sagte Gelowicz. "Deshalb habe ich mich entschlossen, in den Dschihad zu gehen." So hätten zu seiner radikalen Einstellung vor allem die Reaktionen des Westens auf die Anschläge des 11. September, der Einmarsch im Irak, die Fotos folternder US-Soldaten im irakischen Gefängnis Abu Ghraib und die Berichterstattung aus dem US-Gefangenenlager Guantánamo beigetragen. Bis zu diesen Vorfällen habe er sich eher oberflächlich mit dem Islam befasst. Ein Mitschüler habe ihn dazu gebracht. In seinem Elternhaus habe Religion keine Rolle gespielt. Erst kurz vor seinem 16. Geburtstag sei er konvertiert.

Ende 2002 fasste Gelowicz dann nach eigener Aussage die "allgemeine Entscheidung", irgendwann in den Dschihad ziehen zu wollen. Er habe als Gotteskrieger in den Irak oder nach Tschetschenien gehen wollen. Schließlich sei aber die Entscheidung gefallen, stattdessen Attentate in Deutschland zu verüben. Dass an den geplanten Terroranschlägen ein Geheimdienst beteiligt gewesen sei, schloss Gelowicz allerdings aus. Er bekräftigte aber, gemeinsam mit Yilmaz die treibende Kraft der Anschlagsvorbereitungen gewesen zu sein. Die beiden anderen Mitangeklagten, Daniel Schneider und Atilla Selek, hätten eine untergeordnete Rolle gespielt.