Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat die vor 90 Jahren unterzeichnete Verfassung der Weimarer Republik als herausragendes Ereignis der deutschen Demokratiegeschichte bezeichnet.

Weimar. "Die Verfassung der Weimarer Republik war besser als ihr Ruf", sagte Lammert gestern auf einer Festveranstaltung in Weimar. Allerdings hätten auch institutionelle Mängel der Verfassung zum Scheitern der ersten deutschen parlamentarischen Demokratie beigetragen. Die Weimarer Verfassung war am 31. Juli 1919 von der Nationalversammlung beschlossen und am 11. August 1919 von Reichspräsident Friedrich Ebert im nahe gelegenen Schwarzburg unterzeichnet worden.

Republik und Verfassung hätten von Beginn an unter einem weit verbreiteten Misstrauen gegenüber der parlamentarischen Demokratie gelitten, sagte Lammert am historischen Tagungsort der Nationalversammlung im Deutschen Nationaltheater. Zudem sei sie auch an dem verbreiteten Unverständnis der Parteien für die Notwendigkeit von Kompromissen "als vielleicht wichtigste parlamentarische Tugend" gescheitert. "Die Weimarer Republik war eine Republik, in der die Republikaner zu keiner Zeit eine verlässliche Mehrheit hatten."

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) warnte mit Blick auf die Weimarer Republik davor, die Folgen von Wirtschaftskrisen, politischem Extremismus und Politikverdrossenheit für die Demokratie zu unterschätzen.

Die Historiker zählen die Weimarer Verfassung zu den modernsten des 20. Jahrhunderts. Dabei heben sie vor allem das Frauenwahlrecht, die parlamentarische Ordnung und die Grundrechte hervor. Die Verfassung von 1919 ist auch das Vorbild für das Grundgesetz.