Die extremistische Islamische Gemeinschaft Milli Görüs hat nichts an dem Vereinslied auszusetzen. Dabei ist sie nicht unbedingt für ihre Liberalität bekannt. Im Gegenteil. Sie wird vom Verfassungsschutz beobachtet.

Berlin. Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) ist nicht unbedingt für ihre Liberalität bekannt. Im Gegenteil. Sie gilt als extremistisch und wird deshalb vom Verfassungsschutz beobachtet. Umso überraschender ist es, dass die IGMG die Aufgeregtheiten um die vermeintlich islamfeindliche Fußballhymne des Bundesligisten Schalke 04 deutlich tiefer hängt als Aiman Mazyek, der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Mazyek hatte erklärt, er könne die Sorgen und Ängste und die Verunsicherung in der muslimischen Community "gerade nach dem schrecklichen Mordfall von Dresden" verstehen. Am 1. Juli hatte vor dem Dresdner Landgericht ein offenbar ausländerfeindlicher Angeklagter die Zeugin Marwa al-Sherbini und deren ungeborenes Kind mit 18 Messerstichen getötet.

Bekir Altas vom IGMG-Generalsekretariat sagte dem Hamburger Abendblatt gestern, er könne in den beanstandeten Versen "Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht. / Doch aus all der Farbenpracht hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht" keinerlei Blasphemie erkennen. Ein Mann wie Mazyek müsse wissen, dass das Lied des Reviervereins mit dem Mord in Dresden "nun wirklich nichts zu tun" habe. Mazyek erweise der Bewusstseinsbildung für die existierende Islamophobie einen Bärendienst, wenn er den Mord auf diese Weise "relativiere".

Altas fügte hinzu, in den türkischen Zeitungen sei äußerst sachlich über das Lied berichtet worden. "Hochgekocht wird es im Internet. Leider." Die Reaktion auf die beiden Zeilen, die er eher als Lobrede auf den Propheten verstehe, mache ihn "sprachlos".