Nach der Befreiung des von Piraten entführten Hamburger Frachtschiffs “Hansa Stavanger“ ist eine Debatte über Lösegeldzahlungen ausgebrochen.

Hamburg. Die Piraten hatten das Schiff und seine Besatzung nach vier Monaten freigelassen, nachdem sie eigenen Angaben zufolge von der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg eine Summe von umgerechnet 2,1 Millionen Euro erhielten.

Das Auswärtige Amt in Berlin bekräftigte daraufhin seinen Widerstand gegen staatliche Lösegeldzahlungen. Dies sei auch ein Signal an Geiselnehmer, "dass sich die Bundesregierung weder in diesem noch in zukünftigen Geiselfällen erpressen lassen wird", sagte ein Ministeriumssprecher.

Der CSU-Sicherheitsexperte Hans-Peter Uhl kritisierte, dass das Lösegeld für die Piraten eine Aufforderung zu weiteren Überfällen sei. Er forderte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ein Ende der "Scheckbuch-Diplomatie". Kritisch äußerte sich auch der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung": "Das Problem der Piraterie wird dadurch nicht kleiner." Der Westen finanziere so eine Entführungsindustrie, so Oppermann.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verteidigte das Vorgehen hingegen. "Lösegeldzahlungen sind nie eine gute Möglichkeit, mit Entführungen zurechtzukommen", sagte er. Allerdings habe es vor der Küste Somalias keine andere Möglichkeit gegeben. Ähnlich schätzte dies der Kriminologe Christian Pfeiffer ein. "Die Chancen für eine gewaltsame Befreiung waren nahe Null, nachdem die GSG 9 sich Ende April schon einmal mit einem gescheiterten Befreiungsversuch blamiert hatte. Ein weiterer Einsatz wäre ein Himmelfahrtskommando gewesen", sagte Pfeiffer dem Internetportal heute.de.

Unterdessen sind sieben Beamte des Bundeskriminalamtes in Kenia eingetroffen. Sie warten in Mombasa auf die sich verzögernde Ankunft der "Hansa Stavanger", um die Geiselopfer zu vernehmen und an Bord den Tatort zu besichtigen. Auch zwei Hamburger sollen an den Untersuchungen teilnehmen.