Was sollte denn das gewesen sein? Seit einer Woche kursierte ein 70-Sekunden-Video im Internet, auf dem Promis wie Mike Krüger, Detlev Buck, Sarah Kuttner oder Claude-Oliver Rudolph herumnölten, sie würden nicht wählen gehen.

Berlin. Nach dem Motto, das wäre "Zeitverschwendung", Politik sei sowieso "Blödsinn", und Politiker wären alle "korrupt" oder "Versager". Weil auch Sandra Maischberger und "Tagesschau"-Chefsprecher Jan Hofer mitmachten, konnte man zwar ahnen, dass es sich um Satire handeln sollte, aber witzig war es eher nicht. "Wir wollten provozieren", hieß es gestern in Berlin, als Teil zwei des Videos präsentiert wurde, in dem dieselben Promis nun mehr oder weniger artig erklären, dass sie am 27. September selbstverständlich zur Wahl gehen werden. "Vielleicht", brummt der Schauspieler Claude-Oliver Rudolph jetzt, "kann man wat verändern mit unserer Stimme, vielleicht auch nicht." Und Regisseur Detlev Buck nuschelt: "Ich bin immer hingegangen."

Initiator des unglücklichen Doppelschlags ist Stefan Gehrke (politik-digital.de), als Produzent wurde der Adolf-Grimme-Preisträger Friedrich Küppersbusch engagiert. Beide erklärten am Dienstag, das Video sei eine Reaktion auf die zunehmend geringere Wahlbeteiligung und auf die allgemeine Politikverdrossenheit.

Der erste Clip, der nach Gehrkes Angaben 130 000-mal abgerufen wurde, hat im Internet jede Menge Kritik hervorgerufen. Die Ironie sei nicht erkennbar, hieß es, das Video richte für die Demokratie mehr Schaden als Nutzen an, meinten Blogger. Andere schrieben, nun sei es ihnen fast peinlich, im September zur Bundestagswahl zu gehen.

Jan Hofer verteidigte das Unternehmen trotzdem energisch. Die Leute aufrütteln zu wollen sei eine legitime Angelegenheit, meinte der "Tagesschau"-Mann. Es hätten sich ohnehin nur die beschwert, "die zwar über den Status quo klagen, die aber sowieso nichts ändern wollen". Hofer fügte hinzu: "Ich müsste extrem bescheuert sein, wenn ich zur Nicht-Wahl aufrufen würde." Zum Glück hätten die meisten inzwischen gemerkt, worum es den Produzenten und Teilnehmern gehe.

Wer die beiden Videos noch nicht gesehen hat, kann sich unter www.gehnichthin.de selbst ein Bild machen