Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat die wachsende Toleranz der Deutschen gegenüber dem Islam gelobt. Bei einer Rede in der Hamburger Bucerius Law School sagte Schäuble gestern Abend: “Der Widerstand gegen die Moscheen wird geringer.“

Hamburg. "Auch in Köln" sei das der Fall, ergänzte der Minister - eine Anspielung auf die dortigen Bürgerproteste gegen den Neubau eines islamischen Gotteshauses. Schäuble sprach zudem den Wunsch aus, dass Muslime eines Tages an deutschen Hochschulen islamische Theologie unterrichten können. Er verteidigte die vor drei Jahren ins Leben gerufene Islam-Konferenz und sprach sich für einen Fortbestand der Treffen mit Vertretern muslimischer Einwanderer aus. "Es gibt breiten Konsens, dass die Konferenz fortgesetzt werden soll", so der Minister. Das vorerst letzte Treffen vor der Wahl hatte Schäuble vor zwei Wochen veranstaltet.

Der Innenminister warb zudem für einen Gottesbezug in Verfassungen. Er sehe dies auch als Ziel in einer zukünftigen EU-Verfassung. "Der Mensch braucht Grenzen, die er sich in Freiheit setzt", begründete Schäuble seine Forderung. Ein Gottesbezug sei eine Vorkehrung vor Allmachtsfantasien und Machtmissbrauch und habe damit unmittelbare Folgen für das Menschenbild. Schäuble betonte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit von Religiosität "als stabilisierender Faktor". "Die Pluralität von Religionen kann eine Stütze von gesellschaftlichen Werten sein", so der Minister.

Bei einem anschließenden Vortrag vor Vertretern des "AGA Unternehmensverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung" plädierte Schäuble für eine gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik und nannte auch "die Idee einer europäischen Armee". Er warnte davor, im Zuge der europäischen Einigung soziale Sicherungssysteme zu europäisieren.