Das Dorf Onna zeigt die Zerstörung der nahen Stadt L'Aquila in Potenz. Von einer “Verwandlung“ spricht der deutsche Botschafter Michael Steiner deshalb immer wieder, wenn er von der deutschen Hilfe für Onna spricht, jenem Ort, der 1944 auch Schauplatz eines Massakers der Wehrmacht an der Zivilbevölkerung wurde.

Onna. Einen besseren Auftakt zu ihrer Reise nach L'Aquila konnte Bundeskanzlerin Angela Merkel kaum wählen, als den jüngsten Opfern Onnas zuerst ihre Aufwartung zu machen, bevor sie sich zum Treffen der Regierungschefs der G8-Staaten aufmachte, die sich ganz der Verwandlung der Welt verschrieben haben: vom Krieg zum Frieden, von der Zerstörung zum Aufbau! Von Schwertern zu Pflugscharen!

Es ist brüllend heiß auf Onnas Piazzetta Umberto I., wo sich das halbe Dorf in Erwartung der deutschen Kanzlerin versammelt hat. Die abgestützte kleine alte Kirche inmitten des Trümmerfeldes will die Bundesrepublik als Erstes wiederauferstehen lassen. Der Platz gleicht einem Gebiss, in dem jeder zweite Zahn ausgeschlagen wurde. Um 11.20 Uhr ist nun plötzlich Deutschlands Kanzlerin Merkel unter ihnen, mit Premier Silvio Berlusconi hinter sich und einem Schwarm von Sicherheitsleuten. Sie geht von Opfer zu Opfer, findet für jeden ein gutes Wort, lächelnd, freundlich, nur streng darauf bedacht, keine falschen Versprechungen zu machen. "Wir sind froh, dass wir etwas helfen konnten. Das zeigt, dass sich die Zeiten geändert haben. Wir sind Freunde geworden und wollen Freunde bleiben." Sie könne sich vorstellen, wie schwierig es sei, nach der Katastrophe nun auf extrem beengtem Raum zu leben. "Da müssen die Frauen die Dinge eben wieder einmal besonders in die Hand nehmen: die Not, die Kinder und die Ehemänner."

Sie winkt. "Arrivederci! Bye-bye!" - Es bleibt Premier Berlusconis Gespür für dramatische Bilder geschuldet, L'Aquila als Ort entdeckt zu haben, wo den Weltlenkern noch einmal nachhaltig der Schrecken der Katastrophe vor Augen geführt wird.