Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg sind deutsche Soldaten mit einem Tapferkeitsorden ausgezeichnet worden: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)und Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) verliehen gestern vier Bundeswehrfeldwebeln das neue Ehrenkreuz für “besonders tapferes Verhalten bei außergewöhnlicher Gefährdung von Leib und Leben“.

Berlin. Sie hatten nach einem Selbstmordanschlag in Afghanistan unter Lebensgefahr verletzten Soldaten und Kindern geholfen.

Merkel sagte bei der feierlichen Zeremonie im Kanzleramt, der Einsatz der Soldaten sei ein "Ansporn, nicht nur für Ihre Kameraden, sondern für uns alle".

Die Regierungschefin verteidigte die Verleihung der Tapferkeitsmedaille gegen Kritik. "Eine Armee im Einsatz braucht eine solche Auszeichnung", sagte sie. "Unsere Soldatinnen und Soldaten müssen für ihren Einsatz mehr Anerkennung bekommen."

Die vier ausgezeichneten Soldaten sind zwischen 28 und 33 Jahre alt. Die Hauptfeldwebel Henry Lukacz aus Jena, Jan Berges aus Siegen, Alexander Dietzen aus Kaiserslautern und Oberfeldwebel Markus Geist aus Würzburg waren teilweise bereits mehrfach im Ausland im Einsatz. Am 20. Oktober 2008 waren sie nur 500 Meter entfernt, als ein deutsches Einsatzfahrzeug während einer Patrouille südwestlich von Kundus Ziel eines Selbstmordattentäters wurde. Bei dem Anschlag wurden zwei deutsche Soldaten getötet, zwei weitere verwundet. Fünf afghanische Kinder wurden durch die Explosion getötet, ein weiteres verletzt. Die vier Feldwebel eilten zum Anschlagsort und halfen den Verletzten, obwohl das Fahrzeug brannte und Munition explodierte. Damit haben sie nach Auffassung der Bundeswehrführung außergewöhnliche Kameradschaft und Tapferkeit bewiesen und sich den Orden verdient. "Sie sind durch ihren Einsatz für Recht und Freiheit zum Vorbild für Ihre Kameradinnen und Kameraden geworden", sagte Jung bei der Verleihung zu den Soldaten.

Das Ehrenkreuz ist die fünfte Stufe der von der Bundeswehr verliehenen Auszeichnungen. Bislang gab es vier Ehrenzeichen, die 1980 vom damaligen Verteidigungsminister Hans Apel (SPD) eingeführt wurden. Sie werden für treue Dienste und beispielhafte soldatische Pflichterfüllung verliehen.

Jung (CDU) hatte den Entschluss für einen neuen höchsten Orden im Oktober des vergangenen Jahres mit der gestiegenen Gefahr für Leib und Leben in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr begründet.

Bis 1945 war 130 Jahre lang das Eiserne Kreuz die Tapferkeitsmedaille des deutschen Militärs. Allein im Zweiten Weltkrieg wurde es etwa 2,3 Millionen Mal verliehen. Nach Kriegsende wurde die Auszeichnung abgeschafft.