Er muhte wie eine Kuh und grunzte wie ein Schwein: Der CSU-Politikern liest Berliner Kindern das Märchen “Hans im Glück“ vor.

Berlin. Ausgerechnet "Hans im Glück"! Ein passenderes Buch hätte sich Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wohl kaum unter den Arm klemmen können, als er gestern bei 40 Schulkindern aus Berlin für eine Stunde vorbeischaute, um ihnen Märchen vorzulesen. Schließlich dürfte sich der CSU-Politiker selbst gerade so ähnlich fühlen wie der berühmte Hans mit dem Goldklumpen aus dem Hause Grimm: Auf dem Beliebtheitsranking gleich hinter der Kanzlerin, auf dem Unionskongress am Montag fast schon zu stark bejubelt, von seinem Förderer Horst Seehofer emanzipiert - bei Guttenberg läuft es derzeit rund.

Und auch die Wähler von morgen, die ihm im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Politiker erzählen Märchen" an den Lippen hingen, waren offenbar angetan von Merkels Oberbeauftragtem für die Einhaltung ordnungspolitischer Grundprinzipien. Am Ende der Lesung war der CSU-Politiker jedenfalls seine hellblaue Krawatte mit kleinen Pinguinen los. Einer der Viertklässler wollte sie gern seinem Großvater schenken, weil der die Seevögel so mag - da konnte der Minister nicht Nein sagen.

Den Schlips hatte er zu Beginn der Märchenstunde im Max-Liebermann-Haus am Brandenburger Tor noch freiwillig ausgezogen und einem Jungen leihweise um den Hals gebunden. Dann trug er lebhaft die Geschichte der Brüder Grimm vom Hans mit dem Goldklumpen vor, dem nach allerlei Tauschgeschäften nichts bleibt und der trotzdem der glücklichste Mensch ist.

Guttenberg bewies dabei auch rhetorische Qualitäten: Er muhte wie eine Kuh, grunzte wie ein Schwein und interpretierte die Figuren des Märchens mit sächsischer, fränkischer und bayerischer Sprachfärbung.

Bei der Veranstaltung des Deutschen Zentrums für Märchenkultur durften die Kinder den Minister dann eine halbe Stunde lang mit Fragen löchern. "Meine Chefin ist Frau Merkel und zu Hause meine Frau", erfuhren sie von Guttenberg. Und was er als Kind mal werden wollte? "Märchenerzähler" - aber das meinte er nur als Scherz.