Was “rote Socken“ sind, weiß jeder, der über ein Mittellangzeitgedächtnis verfügt. Rote Socken war eine dumpf nach altem Fuß riechende Wahlkampfwaffe, die den Linken oder besser der PDS, wie die SED damals hieß, keinen Abbruch tat, der Geruch blieb nicht an ihr haften.

Was ein "roter Schal" ist, weiß jeder, der sich an Zeiten erinnert, als Müntefering noch ein Zugpferd im Wahlkampf der SPD war oder zumindest als solches galt. Ein roter Schal verhieß "Glück auf!" und "Opposition ist Mist". Tempi passati?

Ein roter Pullunder war nicht etwa ein Schlager nach der Melodie "Roter Holunder blüht wieder im Garten", sondern das Markenzeichen von Ludwig Stiegler, dem bayerischen Schlachtross der SPD, dem es gelang, Wahlergebnisse an der Zehn-Prozent-Schmerzgrenze als Erfolge gegen die CSU zu präsentieren. Stiegler war (und ist) ein Original, ein Urviech, der Gegner gern als Idioten oder gar Frauen (z. B. Merkel) beschimpfte - das aber auf Lateinisch.

Auch er geht. In den Ruhestand, und nimmer kehrt er wieder. Mit ihm gehen Friedrich Merz und Hans Eichel in politische Rente. Der Erste wollte die Steuern auf einem Bierdeckel ausrechnen (Sechs Mass! Passt scho'), der andere erhöhte sie daraufhin. Peter Struck, der seine Pfeife nie kalt werden und sein Motorrad heiß laufen ließ. Auch er ein Mann von gestern. Dabei ist er der Erfinder des Satzes, dass unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt wird. Das bleibt. Leider. Schließlich geht auch Otto Schily, der aussieht wie ein Baron mit roten Socken und dessen elegante Eitelkeit und weltmännische Arroganz für die SPD ein toskanisches Flair verströmte. Wie edles Olivenöl, das auch lange dem Ranzigwerden widersteht.

Sie alle, alle gehen in Rente, und wie bei Politikern üblich hinterlassen sie die Lücke, die sie füllten. Auch Herta Däubler-Gmelin, in Schwaben bewundernd "Schwertgosch" genannt, die Double-you-Bush zur Freude von 99 Prozent ihrer Landsleute irgendwie mit Hitler verglich. Und Renate Schmidt, die ebenso anmutige wie robuste, die es fertigbrachte, im Macho-Stall der bayerischen SPD-Welt das nötige "Frauengedöns" (so ihr Chef G. Schröder) zu veranstalten.

Und Walter Riester? Der geht in die nach ihm benannte Rente. Ein seltener Glücksfall. Möge ihnen der Ruhestand leicht werden!