Russlands Spielkasino-Betreiber wandern ins Ausland ab - auch nach Bad Segeberg

Moskau. - Russlands Sonderpolizei Omon kennt sich bestens aus im Anti-Terror-Kampf und dem Niederknüppeln von Demonstranten. Für die Maskenmänner in Schwarz steht jetzt ein ungewöhnlicher Einsatz auf dem Plan, der sie in die Spielkasinos führt. Der Weg in die Samt- und Glitzerwelt wird aber kein Betriebsausflug. Die Omon-Leute sollen die per Gesetz zum 1. Juli angeordnete Schließung aller Glücksspiel-Etablissements sicherstellen. Weit vor dem Ende des Roulettes in Russland haben die Glücksspiel-Bosse andere Märkte ins Visier genommen - einer davon ist Deutschland.

Der gesellschaftliche Schaden in Russland durch die Spielsucht werde nur noch vom Alkohol-Missbrauch übertroffen, wetterte Regierungschef Wladimir Putin. Noch als Präsident hatte Putin Ende 2006 ein landesweites Glücksspiel-Verbot erwirkt. Einzige Ausnahme stellen vier Sonderzonen am Rande des Riesenreiches nach dem Vorbild von Las Vegas dar. An den ausgewählten Orten an der Ostsee, am Asowschen Meer, im Altai-Gebirge und an der Pazifikküste tut sich bislang aber wenig. Wie bei anderen Gesetzesvorhaben auch glaubten viele Betroffene bis zuletzt, dass das Verbot doch noch umgangen werden könne.

Doch jetzt werden in Europas größter Stadt insgesamt in 29 Kasinos die Roulettetische abgebaut und die Automaten für immer ausgeschaltet.

Mit dem Wirtschaftsboom hatte in den vergangenen Jahren auch das Glücksspiel in Russland gebrummt. Zuletzt setzte die reichlich verfilzte Branche nach Einschätzung von Experten mehr als vier Milliarden Euro im Jahr um. So verlagert sich der Geschäftszweig in die Illegalität - und ins Ausland. In Bad Segeberg, Erkelenz und Osnabrück eröffneten kürzlich Automaten-Kasinos von Vulkan Stern. Das Unternehmen gehört der russischen Ritzio Holding, nach eigenen Angaben internationaler Marktführer der Spiel- und Unterhaltungsbranche. Die Holding verschaffte sich für 140 Millionen Euro ein neues Standbein in gleich mehreren europäischen Staaten.