Widersprüchliche Ergebnisse: Die Zahl der Gewalttaten geht zurück. Hamburg ist bundesweit auf Platz acht. Die Polizeigewerkschaft spricht von neuer “Verrohung“.

Berlin. Die Gewaltkriminalität in Deutschland ist erstmals seit neun Jahren zurückgegangen, es gibt aber immer mehr brutale Übergriffe auf den Straßen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2008 hervor, die Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit dem Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) vorstellte. Danach sank die Zahl der Diebstähle auf ein Rekordtief, die Gewalt gegen Polizisten stieg hingegen auf einen Höchststand. Die Städte mit der größten Kriminalität sind Frankfurt/Main, Hannover und Bremen. Auf den Plätzen vier bis zehn folgen Berlin, Köln, Lübeck, Kiel, Hamburg, Magdeburg und Düsseldorf.

Die Gewerkschaft der Polizei zeigte sich alarmiert: „Die Verrohung schreitet weiter voran“, erklärte der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg. Schäuble sprach hingegen von einer „insgesamt positiven Tendenz“. So sank die Gesamtzahl aller Straftaten um 2,7 Prozent auf 6 114 128. Die Aufklärungsquote blieb mit 54,8 Prozent fast unverändert. Überraschend ist, dass die Gewaltkriminalität erstmals seit 1999 zurückging, um 3,2 Prozent auf 210 880 Fälle. Noch deutlicher war diese Entwicklung bei der Jugendgewalt, die sogar um 5,9 Prozent abnahm. „Das beweist und unterstreicht, Deutschland ist ein sicheres Land“, betonte Schäuble.

Bremens Innensenator Mäurer wies allerdings darauf hin, dass das Gesamtniveau weiterhin hoch sei und leichte Rückgänge noch keine Trendwende bedeuteten. Vor allem in den Städten mit Problemvierteln gebe es „Licht und Schatten“, betonte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz.

Das zeigt sich auch an der wachsenden Gewalt auf Straßen und Plätzen. So weist die Kriminalstatistik 72 904 Fälle gefährlicher und schwerer Körperverletzungen im öffentlichen Raum aus. Das ist ein Zuwachs von 9,1 Prozent im Vergleich zu 2007. Zugleich stieg die Gewalt gegen Polizisten. Mit 28 272 Delikten wurde ein neuer Höchststand erreicht. Bei jeder dritten aufgeklärten Gewalttat wie Mord, Totschlag, Raub oder gravierenden Körperverletzungen war Alkohol im Spiel.

Die Zahl der registrierten Diebstähle sank 2008 auf ein Rekordtief. 2 443 280 Fälle (minus 4,6 Prozent) bedeuten die niedrigste Fallzahl seit Bestehen der gesamtdeutschen Statistik. Besonders stark gingen Diebstähle aus Kraftfahrzeugen zurück (minus 19,1 Prozent). Einen hohen Anstieg gab es allerdings bei Waren- und Kreditbetrug.