20 Jahre nach dem Mauerfall scheint Ostdeutschland die Krisenfolgen weniger stark zu spüren als der Westen. Der Grund: Es gibt mehr kleine, innovative Unternehmen.

Berlin. Überraschender Befund der Bundesregierung: Von der Wirtschafts- und Finanzkrise ist Ostdeutschland etwas weniger stark betroffen als die alten Bundesländer. Das geht 20 Jahre nach dem Mauerfall aus dem „Bericht Deutsche Einheit“ hervor, den das Bundeskabinett beschloss. Dennoch sei die Krise „mittlerweile auch in Ostdeutschland deutlich spürbar“, heißt es in dem vom Bundesbeauftragten Aufbau Ost, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), vorgelegten Papier. In den neuen Bundesländern wird für 2009 ein Rückgang der wirtschaftlichen Leistung um fünf Prozent erwartet. Für ganz Deutschland wird mit einem Minus von sechs Prozent gerechnet.

Die etwas stärkere Krisenfestigkeit des Ostens liegt laut Tiefensee daran, dass es in den östlichen Bundesländern mehr kleine bis mittlere Unternehmen gibt, die nicht so exportabhängig sind wie große Konzerne. Dazu komme, dass der Osten auf den Zukunftsfeldern Solar-, Bio- und Mikrotechnologie stark zulege, sagte er dem RBB. Außerdem profitieren die neuen Länder laut Bericht vom Solidarpakt II, der im Jahr 2019 auslaufen soll, sowie von den aktuellen Konjunkturprogrammen der Bundesregierung.

Erfreulich habe sich der Abbau der Arbeitslosigkeit um 500 000 Arbeitsplätze in den letzten drei Jahren entwickelt. Die Erwerbslosenquote Ost habe im November 2008 mit 11,8 Prozent den niedrigsten Stand seit 1991 erreicht. Damit sei sie jedoch immer noch doppelt so hoch gewesen wie im Westen mit sechs Prozent. Ziel bleibe, bis zum Ende des Solidarpakts „ein selbst tragendes Wachstum in Ostdeutschland“ zu erreichen, sagte Tiefensee.