Es ist, als hätten sich die bayerischen Wähler vor sich selbst erschreckt. Mit fast alter Stimmenstärke haben sie die CSU bei der Europawahl wieder an die Spitze gewählt, nachdem sie ihr bei der Landtagswahl vor gut acht Monaten noch ein historisches Tief beschert hatten.

Die CSU, die nur in Bayern antritt, hat die Fünf-Prozent-Hürde bundesweit ungefährdet mit über sieben Prozent genommen. In Bayern wurde sie wieder mit beinahe 50 Prozent gewählt. "Die CSU ist wieder da", sagte ein strahlender CSU-Chef Horst Seehofer, der seinen Erfolg kaum fassen konnte. Seine erste Testwahl als Regierungschef in Bayern hat er bestanden und die Talfahrt der CSU gestoppt. "Das war meine erste Bewährungsprobe", sagte Seehofer. Dass die CSU bei der Europawahl 1999 noch 57,4 Prozent bekam, spielte für ihn keine Rolle.

Fast ist es, als wäre nichts gewesen im Süden Deutschlands. Nicht die Auseinandersetzung mit der Fürther Landrätin Gabriele Pauli, die letztlich zum Sturz des langjährigen Partei- und Regierungschefs Edmund Stoiber führte. Nicht das Scheitern des Nachfolgerduos Günther Beckstein und Erwin Huber bei der Landtagswahl. Erstmals musste die CSU eine Koalition eingehen, denn erstmals gab es mit 43,4 Prozent keine absolute Mehrheit für die CSU. In dieser Krise übernahm Seehofer die Führung.

Seit gestern ist Gabriele Pauli wieder eine Randnotiz und Horst Seehofer "glücklich", wie er immer wieder betonte. Pauli scheiterte als Europa-Spitzenkandidatin der Freien Wähler, die der CSU bei den Landtagswahlen noch entscheidende Stimmen abgenommen hatte. "Ich bin glücklich, dass wir das Vertrauen der Wähler so schnell zurückgewonnen haben", kann Seehofer nun sagen. Darauf könne die CSU aufbauen, allerdings: "Bis zur Bundestagswahl müssen wir noch viel arbeiten." Als Gründe für das Ergebnis nannte er die große Geschlossenheit, einen klaren Kurs, eine Erneuerung der Partei und die CSU-Kandidaten für die Europawahl. An der Spitze steht Markus Ferber, ein versierter Europa-Abgeordneter, den Seehofer selbst aber eigentlich gegen Strauß-Tochter Monika Hohlmeier hatte austauschen wollen. Erst der massive Druck aus der Partei brachte ihn davon ab.

Doch ließ sich auch daran ablesen, wie nervös Seehofer selbst auf die Europawahl blickte. Zumal er Gefahr lief, dass seine Wähler im Pfingsturlaub sind. In Bayern sind Ferien. Die CSU setzte massiv auf eine Briefwahlkampagne. "Wir haben den Leuten gesagt: Bitte wählt, bevor ihr in die Ferien fahrt", sagte Seehofer. Offenbar mit Erfolg.