Deutschlands Ärzte fordern ein grundlegendes Umsteuern gegen den Sparzwang im Gesundheitswesen.

Mainz - "Mangelversorgung ist in Deutschland leider Realität", sagte Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe zu Beginn des 112. Deutschen Ärztetags am Dienstag in Mainz. "Deshalb fordern wir einen grundsätzlichen Politikwechsel."

"Man dreht uns den Hahn zu und macht uns für die Trockenheit verantwortlich", sagte Hoppe unter dem Beifall der 1200 Zuhörer. Sterbende, Schwerstkranke, psychisch Kranke, Pflegebedürftige und Behinderte würden wegen Stress in Kliniken und Heimen, Unterfinanzierung und Personalmangel zu oft alleingelassen. Die Schwachen hätten besonders unter "der verdeckten Rationierung" zu leiden. Rund 30 000 Arztpraxen blieben nach Angaben der Organisation Freie Ärzteschaft wegen einer Streikaktion geschlossen.

Bei Krankenkassen und Regierung biss Hoppe auf Granit. Sie forderten mehr Beweglichkeit der Mediziner für Reformen in der Versorgung. Staatssekretär Klaus Theo Schröder betonte die Notwendigkeit der von den Ärzten attackierten Regulierungen: "Man kann ein System mit begrenzten Ressourcen nicht ohne Mengensteuerung fahren."