Man muss es nicht so zynisch sehen wie Josef Stalin, der einmal gesagt haben soll, dass es in Deutschland keine Revolution gebe, weil man dazu den...

Man muss es nicht so zynisch sehen wie Josef Stalin, der einmal gesagt haben soll, dass es in Deutschland keine Revolution gebe, weil man dazu den Rasen betreten müsste. Was hierzulande bekanntlich verboten ist. Dass sich das Nachkriegsdeutschland bisher einer außerordentlichen Stabilität erfreuen kann, liegt nicht nur an der Disziplin und Gesetzestreue der Bevölkerungsmehrheit, sondern vor allem an einem nie da gewesenen Wohlstand, an weltweit beispielgebenden sozialen Sicherungssystemen, der Sozialpartnerschaft in der Wirtschaft und einer eingeübten und gefestigten demokratischen Streitkultur.

All das führt dazu, dass unser Land die globale Wirtschaftskrise bisher besser überstanden hat als alle vergleichbaren Staaten. Und es deutet nichts darauf hin, dass sich das ändern sollte. Es sei denn, man stimmt in das Lied der mehr oder weniger fundierten Prognosen ein, die beinahe täglich wechselnd den drohenden Untergang oder den nahenden Aufschwung verkünden, und versucht damit, sein politisches Süppchen zu kochen. Das mag einem abtrünnigen Sozialdemokraten wie dem Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine noch ganz gut anstehen, der mit seinen neuen Freunden aus westdeutschen K-Gruppen und ehemaligen DDR-Funktionären vom Klassenkampf und politischen Generalstreik träumt. Eine Präsidentschaftskandidatin der SPD sollte aber sorgfältiger mit dem gesellschaftlichen Frieden hantieren. Verantwortungsbewusste Politiker suchen nach Wegen aus der Krise und malen keine Menetekel an die Wand, wie Gesine Schwan.