Hamburg/Berlin. Es sind nur noch wenige Tage bis zum 1. Mai – dem Tag für Straßenkämpfe in Berlin, Hamburg und anderen deutschen Metropolen. Und es sind nur noch wenige Tage bis zum 23. Mai, wenn der neue Bundespräsident gewählt oder der alte im Amt bestätigt wird. In der Frage Horst Köhler oder Gesine Schwan geht es auch um die Tonart in ihrem „Wahlkampf“. Köhler wandte sich in seiner Berliner Rede an alle Deutschen, die Banker und Manager im Besonderen. Sie trügen große Verantwortung in der Finanzkrise. Schwan warnte vor sozialen Verwerfungen, wenn sich die Krise in einigen Monaten durch Massenentlassungen verschärfen sollte.

Damit schlug sie – gewollt oder nicht – in die Kerbe, die DGB-Boss Michael Sommer eingeritzt hatte. Von „sozialen Unruhen“ sprach er, falls sich die Krise verschärfe.

Nun nahm ausgerechnet der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) die SPD-Kandidatin für das erste Amt im Staate in Schutz. Die Debatte um die Gefahr sozialer Unruhen sei „extrem hysterisch“. „Wer Gesine Schwan kennt, weiß, dass sie keine sozialen Unruhen schüren wollte“, sagte Wulff der „Neuen Presse“ (Hannover).

„Wir sollten Frau Schwan, unserem Bundespräsidenten Köhler und allen anderen, die nachdenklich reden, aufmerksam zuhören“, so Wulff. Er sei überzeugt, dass die überragende Mehrheit der Menschen auch weiterhin Gewalt und Rechtsbruch ablehnten. „Unruhen erwarte ich nicht.“

An diesem Montag ist Schwan zu Gast in Hamburg und stellt sich bei der SPD-Bürgerschaftsfraktion und den Wahlfrauen und –männern vor. Einige haben bereits angekündigt, dass sie keinen Automatismus darin sehen, von der SPD nominiert worden zu sein und deshalb auch Schwan am 23. Mai wählen zu müssen. Sonst habe man ja keine Wahl, sagte die preisgekrönte Schauspielerin Nina Petri dem Abendblatt. Dass Schwan alle SPD-Stimmen bekomme, ist aber relativ sicher.