Merkel äußerte sich vor Beginn des Finanzgipfels in Washington optimistisch darüber, dass Vereinbarungen erzielt werden könnten. Sie fordert eine Regulierung der Finanzmärkte.

Leitlinie für die Reformen müsse sein, dass "in Zukunft alle Gebiete, alle Produkte und alle Geschäfte" auf den Finanzmärkten angemessen reguliert und überwacht würden, sagte die Kanzlerin der "Süddeutschen Zeitung". "Es darf keine blinden Flecken mehr geben, in deren Schutz sich Risiken unbeobachtet aufbauen."

Mit Blick auf die Ursachen der Finanzkrise übte Merkel deutliche Kritik an den Akteuren auf den Kapitalmärkten. Die Finanzbranche treffe "insofern eine Verantwortung, als sie sich gegen eine bessere Regulierung gewehrt hat". Weil eine solche Regulierung nur international funktionieren könne, habe die Branche darauf gesetzt und davon gelebt, "dass sich immer irgendwo irgendjemand verweigert hat", sagte Merkel der "SZ". Sie habe auch "kein Verständnis dafür, dass jetzt, kurz nachdem der Staat Schlimmeres verhindert hat, schon wieder vor zuviel Regulierung und staatlichem Einfluss gewarnt wird".

Merkel warb dafür, bei der Reform des internationalen Finanzsystems keine Zeit zu verlieren. "Wir müssen die ersten Schritte bereits in den kommenden Monaten umsetzen", sagte die Kanzlerin. Sie zeigte sich optimistisch, dass der Gipfel Vereinbarungen beschließen könne. Alle Beteiligten, auch die USA und Großbritannien, die sich bislang gegen mehr Regulierung gewehrt hatten, dächten inzwischen "viel stärker in die gleiche Richtung".

Konkret sprach sich die Kanzlerin für eine Stärkung des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus. Sie räumte allerdings ein, dass dies ein schwieriger Punkt in den Verhandlungen werden könnte. "Was aber in jedem Fall nicht passieren wird, ist, dass wir die Probleme einfach ignorieren, nur weil sie sich nicht innerhalb von 24 Stunden lösen lassen", unterstrich Merkel.